Marotte

Marotte
Eine Marotte haben: eine seltsame, schrullige Eigenart an sich haben, Eine Grille haben, Grille. Das ursprünglich französische Wort ›marotte‹ meinte eine kleine Heiligenfigur oder Puppe; es entstand als Verkleinerungsform von Maria; später bezeichnet man mit ›marotte‹ ein Narrenzepter mit einem Puppenkopf.
   Im 18. Jahrhundert wurde es in der heutigen Bedeutung in Deutschland übernommen. 1759 schrieb Ramler an Gleim: »auf ein Spiel, auf eine Marotte, mit einem Wort, auf Proben des griechischen Sylbenmaßes« (Deutsches Fremdwörterbuch von H. Schulz und O. Basler, Band II [Berlin 1942], S. 77). Bei G. Seume findet sich die Adjektivbildung ›marottisch‹ (1798). Klaus Mann schreibt im ›Wendepunkt‹, S. 168: »Uns fiel auf, daß Mrs. Kahn beim Tee den Hut aufbehielt ... – eine gewiß sehr elegante, aber doch nicht besonders kostspielige Marotte«. Eine Anekdotensammlung mit schwankhaften Einschüben heißt: »Das kurtzweilige Leben des Clement Marott oder Allerhand lustige Materi für die kurzweilliebende Jugend. Aus dem Französischen ins Niederländische und aus demselben anitzo ins Hochdeutsche gebracht«.
   Wie es dazu gekommen sein mag, daß die Hauptfigur eines Schwankbuches den Namen Marot erhalten konnte, beruht höchstwahrscheinlich darauf, daß ›marot‹ von französisch ›marotte‹ auch im Niederländischen den Narrenkolben bezeichnet und im übertragenen Sinn dann wie im Deutschen einen merkwürdigen Einfall; Steckenpferd.
• E. MOSER-RATH: Clément Marot als Schwankfigur, in: Fabula 20 (1979), S. 137-150; M. LEVER: Zepter und Narrenkappe. Geschichte des Hofnarren (Titel der französischen Ausgabe: ›Le sceptre et la marotte‹), (München 1983); W. MEZGER: Narren, Schellen und Marotten (Remscheid 1984); E. MOSER-RATH: Lustige Gesellschaft (Stuttgart 1984), S. 74-77; W. MEZGER: Narrenidee und Fastnachtsbrauch. Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur (Konstanz 1991).}
Eine Marotte haben. Narr mit Marotte. Randzeichnung von Hans Holbein d.J. (1515/16) zum ›Lob der Torheit‹ des Erasmus von Rotterdam. Aus: Werner Mezger: Narretei und Tradition. Die Rottweiler Fasnet, Stuttgart 1984, S. 25, Abbildung 16.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • marotte — [ marɔt ] n. f. • 1530; « poupée » 1468; de Marie; cf. marionnette 1 ♦ Sceptre surmonté d une tête coiffée d un capuchon bigarré et garni de grelots. La marotte, attribut symbolique de la folie. Marotte de bouffon, de fou. 2 ♦ Tête de femme, en… …   Encyclopédie Universelle

  • Marotte — Marotte, Anfang des 18. Jahrhunderts, Theaterfigurenmuseum Lübeck Marotte ist der französische Diminutiv des Namens Maria und die Bezeichnung für eine auf einem Stab angebrachte Puppe beim Puppentheater. Der Stab – der meist auch als Achse,… …   Deutsch Wikipedia

  • marotte — MAROTTE. s. f. Certain baston avec une teste au bout, coiffée bizarrement de pieces de differentes couleurs avec des grelots, & que les fous de profession portent à la main. C est un fou à marotte. il devroit porter la marotte. Marotte, signifie… …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Marotte — Marotte: Der Ausdruck für »Schrulle, wunderliche Neigung« wurde im 18. Jh. aus frz. marotte »Narrenkappe, Narrenzepter mit Puppenkopf; Narrheit, Marotte« entlehnt. Das frz. Wort ist eine Verkleinerungsbildung zu frz. Marie »Maria« und bezeichnete …   Das Herkunftswörterbuch

  • Marotte — Sf seltsame Angewohnheit erw. fremd. Erkennbar fremd (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. marotte (auch: Narrenkappe, Narrenszepter mit Puppenkopf ). Marionette. ✎ DF 2 (1942), 77; Strasser (1976); DEO (1982), 388, 392; Röhrich 2 (1992), 1002 …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Marotte — (fr.), 1) Narrenkolbe, auch 2) Narrenkappe; 3) Lieblingsthorheit …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Marotte — (franz.), eigentlich Narrenkappe; dann soviel wie Schrulle, Lieblingstorheit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Marotte — (frz.), Narrenkappe; Schrulle, Steckenpferd …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Marotte — Marotte, frz., Narrenkolben, Narrenkappe; Lieblingsthorheit …   Herders Conversations-Lexikon

  • marotte — (ma ro t ) s. f. 1°   Espèce de sceptre qui est surmonté d une tête coiffée d un capuchon bigarré de différentes couleurs, et garnie de grelots ; c est l attribut de la Folie, et c était celui des fous des rois. •   Un fou reçoit ses grelots et… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Marotte — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sur les autres projets Wikimedia : « Marotte », sur le Wiktionnaire (dictionnaire universel) Le mot marotte peut désigner les choses… …   Wikipédia en Français

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