- Schornstein
- Etwas in den Schornstein schreiben: es verloren geben, eine unsichere Forderung der Vergessenheit anheimgeben. In Mecklenburg sagt man mit einem Zusatz: ›Wi will 'nt in Schornstein schrieben, damit 't dei Haüner nich utkratzen‹. Vergleiche niederländisch ›Schrijf het in den schoorsteen, dan zal de haan het niet uit krabben‹.Weil die Schrift im Schornstein durch Rauch und Ruß unleserlich wird und damit die Erinnerung an ein Guthaben verlorengeht, gilt sie als genauso zwecklos wie die Kreideschrift an weißer Wand. Im östlichen Niederdeutsch bestehen beide Vorstellungen in Redensarten nebeneinander: ›Dat schriew möt Kahle ön e Schornsten‹ und ›Dat schriew möt Kried an de Wand‹. Vergleiche lateinisch ›alba linea signare‹, wobei zu ergänzen ist: auf weißer Unterlage. In Westfalen heißt die trichterförmige Einfassung des Schornsteins über dem Herde ›Bansen‹, daher sagt man dort: ›Du kanns dat man innen Bansem schriewen‹. Die gleiche Vorstellung von einer Aufzeichnung, die sofort wieder vergeht, beinhalten die Redensarten ›Etwas in den Sand schreiben‹ und ›in aqua scribere‹ die schon Catull (70, 3) verwendet. Im Badischen hat die Wendung ›Das muß man in den Schornstein schreiben‹ noch eine weitere Bedeutung. Man gebraucht sie, wenn etwas sehr Seltenes geschieht, im Sinne von ›etwas im Kalender ankreuzen‹.Der Schornstein raucht (wieder): Das Geschäft geht wieder gut. Woher nur sein Schornstein raucht? fragt man sich, wenn man sich über die Mittel eines anderen wundert, dessen Untätigkeit und geringes Einkommen bekannt sind. Wovon soll der Schornstein rauchen? gibt der zur Antwort, der auf seinen Fleiß, seine lange Arbeitszeit oder seine hohen Preise hin angesprochen wird. Vergleiche niederländisch ›Daar moet de schoorsteen van rooken‹. Er sieht, wo der Schornstein raucht: er sucht sich auf Kosten anderer zu ernähren. Verneinend heißt es bereits 1770 im ›Bremisch-niedersächsischen Wörterbuch‹: ›Daarvan will de Schornsteen nig roken‹, das bringt nichts ein. Er hat alles durch den Schornstein gejagt (geblasen): er hat sein Vermögen verlebt, verpraßt.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.