Segel

Segel
Mit vollen Segeln fahren: alle Mittel ins Werk setzen, um seinen Zweck zu erreichen; vgl. die Worte des Musikus Miller in Schillers ›Kabale und Liebe‹ (I, 1): »(Da) geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney, wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun müssen alle Segel dran und drauf los«. Vergleiche französisch ›mettre toutes voiles dehors‹ sowie ›faire force de voiles‹ (mit vollen Segeln).
   In gleicher Bedeutung: Alle Segel setzen: alle Kräfte anspannen, oder: Mit Segeln und Rudern fahren: allen Fleiß und alle Mühe anwenden.
   Das ist Wind in seine Segel: das fördert seine Absichten.
   Er kann noch Segel setzen: er hat noch nicht alle Möglichkeiten erschöpft, ist noch nicht am Ende.
   Man muß die Segel nach dem Winde richten, mit dem Winde segeln: die günstige Gelegenheit nutzen, sich den Gegebenheiten des Augenblicks anpassen, Wind. Vgl. frz. ›avoir le vent dans les voiles‹, i.S.v. in einer günstigen Lage sein, aber: ›avoir du vent dans les voiles‹, i.S.v. Schlagseite haben.
   Jemandem den Wind aus den Segeln nehmen: ihn hemmen, lahmlegen. Das geschieht beim Segeln, indem man mit seinem Boot sich zwischen Wind und Segel des anderen Bootes schiebt, ihm also tatsächlich ›den Wind aus den Segeln‹ nimmt, Wind.
   Vor jemandem die Segel streichen: nachgeben, sich für überwunden erklären, wie ein Schiff, das sich dem Feinde ergibt. Das Einholen der Segel war ein altes Zeichen der Aufgabe (vgl. ›Flagge‹). Bereits im 16. Jahrhundert heißt es in der ›Hildesheimer Chronik‹ von Oldecop (S. 159): »De Engelschen streken ere segeln«; auch das Lateinische kennt die Wendung: ›vela contrahere‹ (Cicero, Tusculanae disputationes, 4, 9); ebenso im Französischen: ›caler la voile‹; niederländisch ›Hij heeft het zeiltje gestreken‹.
   Die Segel aufspannen: sich aus dem Staube, auf und davon machen; vgl. französisch ›mettre les voiles‹.
   Die Segel den Winden überlassen: eine Sache, sein Schicksal dem Zufall überlassen. Die Segel wenden: seine Ansicht ändern.
• O.G. SVERRISDÓTTIR: Land in Sicht (Frankfurt/M. 1987), S. 93-98 und 186-187. Weitere Literatur See

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Segel — Sn std. (8. Jh.), mhd. segel m., ahd. segal m., as. segel Stammwort. Aus g. * segla n. Segel , auch in anord. segl, ae. segl m./n., afr. seil. Die gleichbedeutenden mir. séol und kymr. hwyl sind vielleicht aus dem Germanischen entlehnt. Herkunft… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Segel — Segel: Das altgerm. Substantiv mhd. segel, ahd. segal, niederl. zeil, engl. sail, schwed. segel gehört wahrscheinlich im Sinne von »abgeschnittenes Tuchstück« zu der unter ↑ Säge behandelten Wortgruppe, vgl. die verwandten Wörter aisl. segi… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Segel — Segel, 1) die aus starker u. sehr dichter Leinwand gemachten Tücher von drei od. viereckiger Form, welche an den Masten eines Schiffes aufgehängt werden, um das Schiff mittelst des Windes fortzutreiben. Die einzelne Breite des Segeltuches, deren… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Segel — Segel, bei der Binnenschiffahrt auf Seen und Strommündungen dient es zur Unterstützung des Schiffahrtsbetriebes (s. Fluß und Kanalschiffahrt),[39] und zwar des Treibens talab oder des Leinenzuges, zuweilen auch auf Flüssen und Kanälen. Bei der… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Segel — Segel, an den Masten eines Schiffes und an dessen Takelung durch Taue ausgespannte Stücke Segeltuch zur Fortbewegung des Schiffes durch den Wind. Der Stoffstreifen des einzelnen Segeltuchs, deren mehrere aneinander genäht das S. bilden, heißt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Segel — Segel, aus mehrern Breiten zusammengenähte Flächen von Hanftuch oder Baumwolltuch (Segeltuch), von starkem Tau oder Stahldrahttau (Liek) eingefaßt. Die eigentlichen S. dienen zur Vorwärtsbewegung des Schiffs: Rah S., trapezförmig mit dem Ober… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Segel — Segel, große Tücher, aus mehren Streifen zusammengenäht, aus starkem Hanfgewebe und durch ein eingenähtes Seil (Leik, S.saum) verstärkt. Sie sind oben mit Querhölzern (Raen) zum Anhängen an die Masten versehen u. werden nach denselben u. deren… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Segel — Segel,das:unterSegelgehen:⇨hinausfahren(2);dieSegelstreichen:⇨ergeben(II,1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Segel — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • segeln • auslaufen Bsp.: • Unser Schiff lief um Mitternacht aus …   Deutsch Wörterbuch

  • Segel — Ein Segel (von althochdeutsch segal: abgeschnittenes Tuchstück) ist ein Tuch, das dem Antrieb von Segelfahrzeugen durch den Wind dient. Je nach Konstruktion und Funktion werden Segel in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die beiden Hauptgruppen… …   Deutsch Wikipedia

  • Segel — 1. Bei aufgespannten Segeln ist gut rudern. 2. Die Segel dürfen nicht zu gross sein für das Schiff. Der Aufwand darf das Einkommen nicht übersteigen. Engl.: Make not your sail too large for your ship. (Mair, 55.) 3. Ein kleines Segel genügt dem… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”