- gleich
- Gleiches mit Gleichem vergelten: der Grundgedanke des ›ius talionis‹, des Wiedervergeltungsrechts, des ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹, wie es aus dem mosaischen Gesetz (Gen 21,24) bekannt und alter Rechtsgrundsatz vieler Völker ist. So auch bei den Römern: »Par pari respondere (oder: referre)«, z.B. bei Plautus. Vgl. auch französisch ›rendre la pareille‹ und die deutsche Redensart ›Wurst wider Wurst‹ oder das Sprichwort ›Wie du mir, so ich dir‹, ⇨ Wurst.Gleiche Brüder (Narren), gleiche Kappen: gleiche Rechte und gleiche Pflichten bei Personen desselben Standes oder Schlages. Die Wendung ist hergeleitet von den Mönchen, bei denen alle Brüder eines Ordens dieselbe Tracht haben. Heute wird damit meist ausgedrückt, daß die Zugehörigkeit zu einer bestimmten (straff organisierten und ideologisch ausgerichteten) Gruppe letzten Endes auch auf das gleiche Verhalten hinausläuft, mag sich der einzelne zunächst auch anders darstellen. Auf die Gleichheit der Anlagen und Interessen weist dagegen das Sprichwort: ›Gleich und Gleich gesellt sich gern‹.Für ›gleich aussehen‹ gibt es eine Fülle redensartlicher Vergleiche, z.B. ›Sich gleichen wie ein Ei dem anderen‹; ›Er sieht ihm so gleich, als wäre er ihm aus dem Gesicht geschnitten‹; vgl. französisch ›Ils se ressemblent comme deux gouttes d'eau‹ (wörtlich: sie gleichen sich wie ein Wassertropfen dem anderen); aber auch in verwandten Wendungen, um einen hohen Grad von Ungleichheit auszudrücken, z.B. ›Er sieht ihm so gleich, als wäre er ihm aus dem Gesäß geschlupft‹ (vgl. Wander I, Sp. 1717).Gleiches mit Gleichem heilen ist ein Prinzip der Volksmedizin, das schon den Römern bekannt war (›similia similibus curantur‹) und bis in die neuzeitliche Heilkunde hineinwirkt.Störung des Gleichgewichts; sein Gleichgewicht verlieren bzw. aus dem Gleichgewicht geraten wird meist in übertragenem Sinne verwendet mit der Bedeutung: die Gemütsruhe verlieren, außer Fassung geraten.Nach dem Gleichheitsprinzip verfahren, d.h. allen die gleiche Behandlung zukommen lassen. Gleichheit (égalité) war eine Forderung der Französischen Revolution. Das demokratische Prinzip ›Alle Menschen sind gleich‹ wird nicht selten scherzhaft erweitert mit den Worten ›Nur manche sind gleicher‹. Damit wird angedeutet, daß Mitglieder bestimmter sozialer Schichten (oder z.B. auch Männer gegenüber Frauen) Vorteile genießen, die gegen das Gleichheitsprinzip verstoßen. Dieses bezieht sich vor allem auf die rechtliche Stellung im Gemeinwesen, die allen Menschen Gleichbehandlung zusichert – unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht. Nicht angesprochen ist die soziale Stellung im Beruf, wie unter anderem auch einem Spruch zu entnehmen ist:Wenn alle Leute wären reich,und alle Leute wären gleich,und wären all zu Tisch gesessen –wer wollt' auftragen Trinken und Essen?›Auf gleichem Fuß mit jemandem verkehren‹: auf derselben sozialen Stufe stehen, aber auch: Wie seinesgleichen behandelt werden, ⇨ Fuß.Das kann einem nicht gleich sein, d.h., dagegen muß man sich wehren, das darf einem nicht ›Gleichgültig sein‹, im Sinne von ›Egal‹, ›Einerlei‹, ›Piepegal‹, ›Schnurzegal‹, ›Schnuppe‹, ›Jacke wie Hose‹, ›Gehupft wie gesprungen‹, ›Alles eins‹.›Im gleichen Boot sitzen‹: dieselben Probleme, dasselbe Schicksal haben, ⇨ Boot.• H. TRÜMPY: ›Similia similibus (curantur)‹, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 62 (1966) S.1-6; D. SCHWAB: Artikel ›Gleichberechtigung‹, in: Handwörterbuch zur DEUTSCHEN RECHTSGESCHICHTE I, SPALTE 1696- 1792; A. ERLER: Artikel ›Gleichheit‹ in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 1702-1706.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.