- Grube
- In älterer deutscher Sprache war Grube ein Synonym für ›Grab‹; daher die Redensart Auf der Grube gehen: dem Tode nahe sein, noch heute z.B. in der obersächsischen Mundart ›Mein Nachbar geht, fürchte ich, auf der Grube herum‹, doch schon frühneuhochdeutsch bei Murner (›Narrenbeschwörung‹ 234): »wie vast wir lauffen uff der grûb, schenk yn«, und in Brants ›Narrenschiff‹ findet sich der Reim:wie wol jch vff der gruoben ganVnd das schyntmesser jm ars hanMag jch myn narrheyt doch nit lan.Ebenso Einen in die Grube bringen: seinen Tod herbeiführen; vgl. französisch ›précipiter quelqu'un dans la tombe‹ (wörtlich: einen ins Grab stürzen), ⇨ Grab; in die Grube fahren: sterben (vgl. Luthers Übersetzung von Gen 37,35); Jemandem eine Grube graben: auf seinen Fall hinarbeiten. Die Redensart ist durch die Bibel volkstümlich geworden (vgl. Spr 26, 27), ist aber schon mittelhochdeutsch, z.B. bei dem Spruchdichter Spervogel, bezeugt:Vil dicke er selbe drinne lît,der dem andern grebt die gruoben.Verbreiteter als die Redensart ist das Sprichwort ›Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein‹ (auch mit der parodistischen Schlußfolgerung: ›der schwitzt‹); ähnlich: ›Er muß selbst in die Grube springen, die er anderen gegraben hat‹.• M. LENSCHAU: Grimmelshausens Sprichwörter und Redensarten (Frankfurt/M. 1924), S. 74-75; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 322.}Auf der Grube gehen – Mit einem Fuß im Grabe stehen. Holzschnitt, Brant: Narrenschiff, 1494, zum Kapitel ›Von alten narren‹.Wer andern eine Grube gräbt. Kupferstich, Detail aus: ›Des Pfalzgrafen Scharwerk bei den Staaten ...‹ Aus: Die Fliegenden Blätter des XVI. und XVII. Jahrhunderts, herausgegeben von J. Scheible, Hildesheim /New York 1972, S. 278f., Abbildung 73.Wer andern eine Grube gräbt, fällt (oft) selbst hinein. Neuruppiner Bilderbogen, Farblithographie, Oehmigke & Riemschneider, Nr. 9990, um 1903 Aus: Theodor Kohlmann: Neuruppiner Bilderbogen, Katalog (Schriften des Museums für Deutschen Volkskunde Berlin, Bd. 7), Berlin 1981, S. 119, Abbildung 152.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.