Apostel

Apostel
Per pedes apostolorum, auf dem Apostelpferde reiten (mittelhochdeutsch ›der zwelfboten pfert rîten‹): zu Fuß gehen. Die Redensart bezieht sich auf Mt 10, 5.7.11 u.a. Stellen des N.T., in denen Jesus die Befehlsform »gehet hin ...« gebraucht (italienisch ›andare sul cavallo di San Francesco‹, weil die armen Bettelmönche im Gegensatz zu den reichen Benediktinern zu Fuß zu reisen pflegten; vgl. ›auf Schusters Rappen‹ und ähnliche Ausdrücke).
   Die scherzhafte Anwendung der Redensart ist in der Studentensprache aufgekommen und in dieser Form erstmalig 1757 belegt. Schon 1755 bezeichnete man in Hamburg (1781 in Pommern) die Füße und Beine als ›Apostelpferde‹ (niederländisch ›op zijn apostelpaarden‹). Ansätze zur Ausbildung der Redensart liegen freilich schon viel früher. Im 16. Jahrhundert erzählt die ›Zimmerische Chronik‹ (III, 429), wie sich der Bürgermeister von Buchen zu Fuß zum Reichstag von Speyer aufmacht: »und kam also per pedes geen Speier uf den reichstag geritten. Da zaicht er sich nun gleich bei der andern reichstetten gesanten an nach laut seins bevelchs. Die wollten sich seiner und seiner herren von Buchen einfalt zu krank lachen, gleichwol das nit in seiner gegenwurte beschach, und dieweil dieses gesanten comitatus hin und wider under den stenden erschall, do ward er nur der apostel genannt, dieweil er sein botschaft und befelch nur zu fueß uß richten thette«.
   Die Redensart ist auch mundartlich vorhanden, z.B. westfälisch ›up dem Apostelpearde riden‹, in Hamburg ›Spann dine Apostelpeer an‹. Ein ›Apostelreiter‹ ist ein schlechter Reiter, der besser zu Fuß gehen würde. Zusammensetzungen mit Apostel haben überhaupt meist schlechte Bedeutung. ›Apostelbier‹ wurde um 1850 in Bayern ein Bier genannt, »wo zwölf an einem Seidel zu trinken haben«; ähnlich gilt der ›Apostelwein‹ als schlechter Wein. Die von einem willenlosen Menschen mecklenburgisch gebräuchliche Redensart ›Denn kann'n nachts henstellen as Apostel‹ geht auf die Apostelfiguren in den Nischen der Kirchen zurück; Dastehen wie ein hölzerner Apostel Johannes.
   Einen Apostel machen: einen sehr hohen Bogenwurf machen. Die vor allem bairisch bezeugte Redensart ist beim Ballspiel gebräuchlich, wohl daher, weil man den Ball gleichsam fast bis zu den Aposteln im Himmel zu werfen dachte.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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Synonyme:

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  • Apostel [1] — Apostel (griech., »Gesandte, Sendboten«), im allgemeinen im Neuen Testament alle diejenigen, die irgendwie ausgesendet wurden, um das Evangelium zu verkündigen; im engern Sinne die zwölf Jünger, die Jesus aus dem großen Kreise seiner Anhänger… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Apostel [2] — Apostel (Apostoli, Literae dimissoriae) nannte man früher im Zivilprozeß die auf die Berufung bezüglichen Einsendungsberichte des Unterrichters an den Oberrichter …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Apostel — Apostel, d.h. Gesandter, Bote, der Titel der 12 Jünger Christi, welche als Boten des Evangeliums in alle Welt gingen; ihnen wurde durch besondere göttliche Berufung Paulus zugesellt …   Herders Conversations-Lexikon

  • Apostel —  Apostel Apostels …   Hochdeutsch - Plautdietsch Wörterbuch

  • Apostel — Ein Apostel (von griech. ἀπόστολος apóstolos bzw. aramäisch saliah „Gesandter, Sendbote“) ist im Verständnis der christlichen Tradition jemand, der von Jesus Christus direkt als „Gesandter“ beauftragt worden ist. Von Aposteln berichtet wird in… …   Deutsch Wikipedia

  • Apostel — einer der Zwölf * * * Apos|tel [a pɔstl̩], der; s, : 1. Jünger Jesu: die zwölf Apostel. 2. (bildungsspr.; oft iron.) Person, die [in einer auf andere etwas penetrant wirkenden Weise] eine [Art] Lehre vertritt, einer Lehre anhängt: die Apostel des …   Universal-Lexikon

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