- Hunger
- Zur Kennzeichnung eines starken Hungergefühls gibt es in Umgangssprache und Mundarten eine Fülle von redensartlichen Vergleichen, von denen hier nur eine Auswahl geboten werden kann: ›Hunger haben wie ein Löwe‹, ›Bär‹, ›Wolf‹ (vgl. französisch ›avoir une faim de loup‹), ›Werwolf‹. ›Hungrig wie ein Oderwolf, Werwolf, Roggenwolf, Heidewolf, wie sieben Wölfe, wie zehn wilde Löwen‹, ›wie eine Kirchenmaus‹, ›wie ein Geißhirt‹; ›Hunger ausstehen, daß einem die Schwarten krachen‹ (Abraham a sancta Clara); ›Er hat Hunger wie ein Offizier und Tractament wie ein Gemeiner‹; ›Hunger wie ein Star‹; ›Er könnte sich selber vor Hunger auffressen‹; ›Das ist ein Hunger, der einen Panzer (Harnisch) bricht‹; ›Der Hunger guckt ihm zu den Fenstern (Augen) heraus‹; ›Der Hunger treibt ihn aus dem Bett‹; ›Er hat Hunger für zehn‹; ›Er kann vor Hunger nicht kacken‹; ›Hunger bis unter beide Arme‹; ›Hunger bis in den dicken Zeh‹. Das Sprichwort ›Hunger ist der beste Koch‹ läßt sich schon in Freidanks ›Bescheidenheit‹ (124,17) nachweisen. Vgl. niederländisch: ›Honger maakt rauwe boonen zoet‹.›Der Hunger treibt's rein!‹ sagt man ironisch bei gutem Essen. Eine niederdeutsche Erweiterung lautet: ›»Hunger drifft derin!« harr de Jung seggt, do harr he Botter up't Speck smeert‹.• Z. W.: ›Honger maakt rauwe boonen zoet‹ in: Volkskunde 17 (1905), S. 74; G. GROBER- GLUCK: Motive und Motivationen in Redensarten und Meinungen (Marburg 1974), § 78f., S. 108-114; H. BÜLD: Niederdeutsche Schwanksprüche zwischen Ems und Issel (Münster 1981), S. 116; R. SCHENDA: Artikel ›Hunger, Hungersnot‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1380-1395.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.