- Kipper
- Von Kippe in der Bedeutung ⇨ Goldwaage stammt der 1619-1622 (›Kipperjahre‹) vielgebrauchte Ausdruck Kipper und Wipper: Münzverschlechterer, Münzbetrüger. Gustav Freytag hat dies in seinen ›Bildern aus der deutschen Vergangenheit‹ (II,134) ausführlich dargestellt. ›Wipper‹ bezieht sich auch auf die bei der Aussonderung und Umschmelzung der Münzen benutzte Goldwaage, die ›Wippe‹. Die betrügerischen Münzherren ›kippten‹ die Münzen, d.h. sie schnitten sie ab und ›wippten‹ sie, d.h. sie warfen sie mit Schwung auf die Waagschale, damit diese rascher sank und man nicht merkte, daß noch etwas am Gewicht fehlte. Dieses Münzunwesen herrschte besonders im Dreißigjährigen Krieg und zur Zeit der Kriege gegen Frankreich und die Türken zwischen 1676 und 1690. Die geringhaltigen, zu leichten Münzen nannte man ›Kippergeld‹.In der Flugschrift ›Jedermannes jammerklage über der falschen wippr wage‹ von 1621 heißt es in einem Gedicht:fraget jemand wer dieser ist ...sein name heiszet münzenwippr,sein diener wird genandt ein kippr ...Demnach wurden die Kipper und Wipper zu Anfang noch unterschieden: der Wipper war die Hauptperson, der Münzmeister, der Kipper dagegen nur ein Gehilfe. Später verschmolzen die beiden Begriffe jedoch zu einer Einheit und dienten als Zwillingsformel für alle Münzbeschneider schlechthin.• O. LAUFFER: Zwei Lieder des 17. Jahrhundert gegen die Kipper und Wipper zu Hamburg, in: Mitteilungen des Vereins für Hamburger Geschichte Band 11 (1914), S. 82-92; L. VEIT: Das liebe Geld – zwei Jahrtausende Geld- und Münzgeschichte (München 1969), S. 137ff.; H. ERTEL: Die Münzen der deutschen Kipperzeit (1924); E. RAHNENFÜHRER: Die kursächsischen Kippermünzen (1963); B. BAUER: Luther. Obrigkeitskritik in der Publizistik der Kipper- und Wipperzeit (1620-1623), in: Literatur und Volk, hg. von W. Brückner, P. Blickle und D. Breuer, Teil II (Wiesbaden 1985), S. 649-477; W. LEISER: Artikel ›Kipper und Wipper‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte II, Spalte 743-744; G. HOOFFACKER: Avaritia radix omnium malorum. Barocke Bildlichkeit um Geld und Eigennutz in Flugschriften, Flugblättern und benachbarter Literatur der Kipper- und Wipperzeit (1620-1625) (= Mikrokosmos 29) (Frankfurt/M. – Bern 1988).}Kipper und Wipper. Satirisches Flugblatt aus der ersten Kipperzeit 1620-22, Kupferstich, Augsburg, bei Daniel Manasser, aus: Veit: Geld, S. 72.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.