Knochen

Knochen
Mit Knochen bezeichnet man die menschlichen Beine, die Hände und auch allgemein das Innerste, den Sitz der Kraft des Menschen. Bis auf die Knochen: völlig, durch und durch, so z.B. in der Wendung ›Bis auf die Knochen naß werden‹; vgl. französisch ›jusqu'aux os‹.
   Die Knochen zusammenreißen: strammstehen, militärische Haltung annehmen, ist ein soldatensprachlicher Ausdruck ähnlich der Redensart ›die Hacken zusammenschlagen‹, Hacke. Eine wüste Drohung ist Jemandem die Knochen zusammenschlagen (oder entzweischlagen) wollen; vgl. französisch ›briser les os de quelqu'un‹; ebenso Jemanden verhauen, daß er die Knochen im Sack nach Hause tragen kann; ähnlich die Mahnung vor Beginn einer Schlägerei: ›Laß deine Knochen numerieren!‹ Das ging mir in die Knochen, Das ist mir in die Knochen gefahren: das hat mich tief, im Innersten getroffen, tief beeindruckt; hier liegt eine Parallelbildung zu ›In die Glieder fahren‹ vor, Glied, Glieder. Das liegt mir schon lange in den Knochen sagt man von einer körperlichen Krankheit oder Beschwerde, bei Rheumabeschwerden heißt es sogar: ›Das Wetter (oder der Wetterumschwung) lag mir schon lange in den Knochen‹. Die Redensart Die aIten Knochen wollen nicht mehr
will deutlich machen, daß man nicht mehr auf der Höhe seiner Kraft ist. Hier werden die Knochen gewissermaßen als innerster Sitz der Kraft verstanden, ebenso in der Wendung Knochen ansetzen: Kraft anwenden müssen; vgl. niederdeutsch ›de Knaken angripen‹, angestrengt arbeiten. Im gleichen Sinne nennt man schwere Arbeit ›Knochenarbeit‹, sie ist ›Knochenfressend‹. Daher sagt man im Niederdeutschen, wenn eine schwere Arbeit nicht recht ›laufen‹ (gelingen) will: ›Do man biärten Knoakenfett dobie!‹
   Im Rheinhessischen heißt es von einer Schwangeren scherzhaft: ›Sie hat Knochen im Leib‹; von einem seit langem Verstorbenen heißt es dort: ›Mit seinen Knochen kann man (schon) die Äpfel (von den Bäumen) abwerfen‹. Eine ähnliche Wendung gilt als Drohung: Mit deinen Knochen schmeiße ich noch Birnen vom Baume: ich werde dich überleben.
   Nichts als Haut und Knochen sein Haut. Die Knochen nicht mehr spüren: übermüdet, erschöpft und gerädert sein.
   Sich bis auf die Knochen blamieren: umgangssprachliche Redensart für ein unangenehmes Mißgeschick.
• POHL: ›Mit eines Knochen die Nüsse abwerfen‹, in: Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands 5 (1881), S. 648; H. BÄCHTOLD- STÄUBLI: Artikel ›Knochen‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte S14.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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