Leiden

Leiden
Bereits sehr alt ist die entschuldigende und bedauernde Redensart Es tut mir leid! Schon bei Notker heißt es: »ze demo uns leido ist« (leido ist hier Adverb). Im Minnesang findet sich häufig die Formel: »daz tuot mir leit unde wê z'allen stunden«. Diese Wendung kann aber auch soviel bedeuten wie unser heutiges ›Ich bin es leid‹. ›Leid tun‹ wird dann auch im Sinne von ›Jemandem (ein) Leid antun‹ gebraucht. So heißt es in Luthers Katechismus, »daß wir unsern Nächsten kein Schaden noch Leid tun« sollen. Einem das gebrannte Leid antun: ihm ein besonders schweres Herzeleid zufügen; ›gebrannt‹ steht hier in intransitivem Gebrauch für ›brennend‹, mittelhochdeutsch heißt es bereits: »si tuont mir gebrantiu leit«. Sich ein Leid antun wird seit dem 17. Jahrhundert in der Bedeutungsverengung nur noch (verhüllend) für den Selbstmord gebraucht. Sein Leid in sich (hinein)fressen ist eine biblische Redensart nach Ps 39,3 in Luthers Verdeutschung, ›Leid geben‹ bedeutet oberhessisch: die Trauermahlzeit für die Leichenbegleiter geben. Leid kommt darüber hinaus in zahlreichen, meist schon mittelalterlichen redensartlichen Formeln, insbesondere in alliterierenden oder endreimenden Zwillingsformeln, vor wie ›Lust und Leid‹, ›Leid und Freud‹, ›Lieb und Leid‹, ›Trost und Leid‹, ›Leiden sind Lehren‹, ›leiden und meiden‹, ›Schaden und Leid‹, ›Reu und Leid‹.
   Der redensartliche Vergleich Aussehen wie das Leiden Christi: sehr elend und erbärmlich aussehen, bezieht sich auf die Passionsbilder und Pieta-Darstellungen. ›Das Leiden Christi‹ meint als stehende Bezeichnung in der christlichen Kirche die Passion Christi, schließlich das leidende Gesicht des Erlösers (vgl. ›Aussehen wie der Tod von Ypern‹), Tod.
• FR. MAURER: Leid. Studien zur Bedeutungs- und Problemgeschichte ... (Bern und München 2. Auflage 1961).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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