Balken

Balken
Den Balken im eigenen Auge nicht sehen, aber den Splitter im fremden stammt aus biblischem Sprachgebrauch (Mt 7, 3-5 und Lk 6, 41: »Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest«). Bei Hans Sachs: »Gesell, zeuch vor den balken aus deim aug, darnach das pechtlein (mittelhochdeutsch bâht = Unrat) klein zeuch aus des nechsten augen dein«.
   An die Stelle des Balkens setzten andere Schriftsteller den schweren Kelterbaum der Weinpressen ein, so z.B. Sebastian Brant (1494):
   Wer jn sym oug eyn trotboum trag,
   Der tüg jn druß, ee dann er sag:
   Bruder, hab acht, ich sich an dir
   Ein äglin (Fäserchen), die mißfallet mir.
Geiler von Kaysersberg setzt entsprechend seiner Mundart den ›torkelboum‹; vgl. französisch ›voir la paille dans l'œil de son voisin, et ne pas voir la poutre dans le sien‹; englisch ›to behold the mote in the eye of one's neighbour, but not the beam in one's own‹; niederländisch ›de splinter in een anders oog wel zien, maar niet de balk in zijn eigen‹. In dem satirischen Druck von Jacques Norenbault heißt es 1608 in Flämisch:
   In eens anders ooghe een splinter siet
   Ende in sijn eyghen den balcke niet.
Die bildlichen Darstellungen des Mittelalters nehmen das Gleichnis vielfach ganz wörtlich.
   Lügen, daß sich die Balken biegen lügen.
Den Balken im eigenen Auge nicht sehen. Initiale aus der Parzival-Handschrift der Fürstlich Fürstenbergischen Bibliothek in Donaueschingen.
Den Balken im eigenen Auge nicht sehen. A. Paul Weber: Karikatur ›Splitter kontra Balken‹ (Lithographie).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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