Ochse

Ochse
Die Ochsen hinter den Pflug spannen, auch in der Form: Den Pflug vor die Ochsen spannen: eine Sache verkehrt anfangen; gleichbedeutend ist französisch ›mettre la charrue devant les bœufs‹.
   Er steht da wie der Ochse am Berg (ebenso: ›Wie die Kuh vor dem neuen Scheunentor‹, Kuh): er steht ratlos vor einer Schwierigkeit; schon von Luther öfters gebraucht. Ähnlich sagt man obersächsisch ›Der versteht von der Sache soviel wie der Ochse vom Sonntag‹. Vom Ochsen auf den Esel kommen: rückwärts, von einem höheren sozialen Ansehen absinken (ebenso niederländisch ›hij springt van den os op den ezel‹), auch in der Bedeutung: ›Vom Hundertsten ins Tausendste‹, ›Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen‹, Die niederländischen Redensarten Bilderbogen haben diese Redensart festgehalten, sie findet sich als Detail auch auf Bruegels Redensarten-Bild.
   Einen Ochsen melken wollen: etwas Vergebliches tun; ebenso: ›Einen Ochsen in die Apotheke schicken‹.
   Dem Ochsen ins Horn pfetzen: jemandem etwas erklären wollen, obwohl dieser unfähig ist, den Sachverhalt zu verstehen; so sagen manche Lehrer zu ihren Schülern: ›Bei euch ist es so, als ob man einem Ochsen ins Horn pfetzt‹, Horn.
   Einen Ochsen auf der Zunge haben: Hemmungen haben, etwas zu sagen.
   Die Ochsen kälbern ihm: er hat unwahrscheinliches Glück; so auch in Thomas Manns ›Buddenbrooks‹ (II. Teil, Kapitel 5): »Großvater sagte von Heinrich Hagenström: ›Dem kalbt der Ochse‹, das waren seine Worte ...«
   Ostfriesisch ›De swarte Oss het er al up den Fot treten‹, sie ist ein Pechvogel; Kuh. Die Ochsentour machen (reisen): einen beschwerlichen Weg einschlagen, mühevolle Arbeit leisten, die übliche Reiseroute absolvieren, übertragen: die Beamtenlaufbahn, Offizierslaufbahn einschlagen, den vorgeschriebenen Dienstweg einhalten. Vgl. französisch ›travailler comme un bœuf‹.
   ›Paß auf, daß dich nicht der Ochse stößt‹ sagt man in Westfälischen, wenn jemand die Butter zu dick aufs Brot streicht.
   Schwarzer Ochse Kuh.
   Im süddeutschen Raum sagt man, um auszudrücken, daß man zufrieden sein soll mit dem, was man hat, oder mit dem, was einer leistet, was seinen (geringen) Fähigkeiten und Begabungen entspricht: ›Von e'me Ochse ka ma net meh verlange als e gut's Stück Rindfleisch‹.
   Von einem dummen jungen Menschen heißt es: ›Was en Ochs were will, hörnt sich bald‹.
   Aus der Schüler- und Studentensprache kommt der Ausdruck Ochsen müssen für: schwer begreifbare Dinge lernen, mechanisch lernen; er ist dem älteren ›büffeln‹ nachgebildet und wird von Kluge-Götze seit 1813 in der Studentensprache nachgewiesen.
   Jemanden ochseln ist heute nicht mehr gebräuchlich und bedeutete früher: jemanden zum Narren halten.
• A. BEETS: Van den os op den ezel dalen, in: Tijdschrift voor Nederlands Taal- en Letterkunde 13 (1894), S. 72; A. DE LABORDE: Origine de la mort chevauchant un baeuf, in: Comptes rendus des sécauses de l'académie des inscriptions et belles lettres (Paris 1923), S. 100-113; J. CORNELISSEN: Den os is vet, in: Eigen Volk 1 (1929), S. 322; J.N. TIDWELL: Adam's off ox: A study in the exactness of the inexact, in: Journal of American Folklore 66 (1953), S. 291-294; C. KRUYSKAMP: Van den os op den ezel, in: Tijdschrift voor Nederlands Taal – en Letterkunde 81 (1965), S. 85-93; A.B. ROOTH: Döden och den svarta oxen. Symbolsprak och värderingar (= studia ethnologica upsalensia, Band 15) (Stockholm 1985).}
Vom Ochsen auf den Esel kommen. Detail aus einem Bilderbogen aus Ost-Flandern, um 1700.
Die Ochsentour machen. Aquarellierte Zeichnung, 1861: ›Königlich Württembergische Ochsenpost
   nach Waldstetten‹. Aus: ›Ochsentour‹. Die Post in ihrer Zeit. Eine Kulturgeschichte menschlicher Kommunikation, Heidelberg 1990.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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