- Pegasus
- Den Pegasus besteigen: dichten. Der Pegasus ist nach der griechischen Sage das Musenroß; vgl. Hesiod (›Theogonie‹ 284): Phgasos ippos (das Pferd Pegasus) und Ovid (›Metamorphosen‹ V, 257): »Dura Medusaei quem praepetis ungula rupit« (Die Quelle, die der harte Huf des geflügelten Medusenrosses erschloß). Das aus dem Rumpf der Medusa entsprungene Flügelroß wurde von Bellerophon gezähmt. Als er sich auf ihm zum Himmel schwingen wollte, warf es ihn ab, stieg selbst zum Himmel auf und wurde ein Sternbild. Auf dem Helikon soll sein Hufschlag die den Musen geweihte Quelle ›Hippokrene‹ hervorgebracht haben. Wer aus dem Wasser dieses ›Roßquells‹ trank, wurde ein Dichter. Vgl. Persius (›Satiren‹, Prolog): »Nec fonte labra prolui caballino« (und ich benetzte die Lippen nicht mit dem Roßquell). Die Pegasus-Vorstellung geht auf alexandrinische Dichter zurück.Johann Fischart läßt Eulenspiegel in dem Prolog zu ›Eulenspiegel reimensweiß‹ (1572) sagen:Nun hab ich guter EulenspiegelBekommen auch poetisch Flügel,Wie Pegasus, welchs war ein Pferd,Soviel ist auch mein Esel wert.So wag ichs nun, ich Eulenspiegel.Flieg zu, Esel, ohn? Zaum und Zügel!Vom Pegasus im Joche sprechen wir, wenn ein Dichter durch Brotsorgen genötigt wird, irgendeiner ihm nicht gemäßen Erwerbsarbeit nachzugehen, oder wenn die Dichtkunst dazu mißbraucht wird, einem unkünstlerischen, politischen und allzu profanen Zweck zu dienen. Im ›Musenalmanach für das Jahr 1796‹ war das Schiller-Gedicht, aus dem dieses Zitat stammt, noch mit ›Pegasus in der Dienstbarkeit‹ überschrieben (Büchmann).• F. HANNIG: De Pegaso (Diss. Breslau 1902); L. MALTEN in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 40 (1925); DERS. in: Hermes 79,1/2 (1944); P. KRETSCHMER in: Glotta 31 (1951); F. SCHACHERMEYR: Poseidon und die Entstehung des griechischen Götterglaubens (1950).}Pegasus. Illustration von Reusner, 1581: ›Ad Diuum Rudolphum Secundum, Caesarem Romanum, Non absque Theseo‹. Aus: Shakespeare and The Emblem Writers by Henry Green, M.A., London 1870, S. 143.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.