- Pfiff
- Den Pfiff kennen (auch verstehen, heraushaben); Sich auf den Pfff verstehen: wissen, wie man am vorteilhaftesten seinen Zweck erreicht; sich darauf verstehen, wie man andere auf feine Weise täuscht und betrügt. Der Ausdruck Pfiff im Sinne von ›List‹, ›Trick‹, ›listige Absicht‹ könnte aus der Jägersprache entlehnt sein: Die Jäger und Vogelfänger müssen die Stimmen der Vögel nachzuahmen, nachzupfeifen verstehen, vor allen Dingen aber an dem Pfiff den Vogel selbst erkennen. Andere Erklärungen knüpfen an den Pfiff des Taschenspielers an, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer ablenken will. Doch denkt man wohl besser an den Pfiff des Gauners, ursprünglich ›geheimes gepfiffenes Signal‹, dann auch ›listiger Streich‹ (oft reimend gepaart mit ›Kniff‹, d.h. eigentlich: betrügerisches Kennzeichen an Spielkarten, zu ›kneifen‹ gehörig). Pfiff in der Bedeutung ›Kunstgriff‹, ›listiger Streich‹ literarisch erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts: »Ihr Pfiff, lieber Nachbar, hilft Ihnen nichts, daß Sie eine solche Antwort nicht selbst geben, sondern nur geben lassen« (Lessing, ›Duplik‹, 8. Widerspruch); »Der Pfiff ist gar nicht übel. Die Einfalt vor der Schurkerei vorauszuschicken« (Lessing, ›Nathan‹ V,5); öfters bei Schiller, z.B. im ›Fiesko‹ (I,3; III,7). Die gleichzeitigen Ableitungen ›Pfiffig‹ und ›Pfiffigkeit‹ sind sicher älter, da das in der Studentensprache danach gebildete Wort ›Pfiffikus‹ schon gegen 1700 bezeugt ist.Wahrscheinlich im Anschluß an Pfifferling bedeutet Pfiff auch eine geringfügige, nichtige Sache, ⇨ Pfifferling; daher: Ein Streit um einen Pfiff, ferner landschaftlich, so in Bayern und Sachsen: ein kleines Glas Bier oder Branntwein. Obersächsisch ›den Hut auf dem Pfiffe sitzen haben‹ meint: ihn weit hinausgeschoben, schief aufgesetzt haben.Eine Sache hat Pfiff: etwas findet großen Anklang wegen Originalität.Im Berlinischen und Obersächsischen meint die Feststellung: ›Das is'n Ding mit'm Pfiff‹ (oft mit einem anerkennenden Pfiff verbunden): Das ist modern, schick, hat das gewisse Etwas, auch: Das ist die Idee, die durchschlagende Erfindung.• L. RÖHRICH und G. MEINES: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 317; E. STRUBIN: Zur deutsch-schweizerischen Umgangssprache, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 72 (1976), S. 121.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.