Pfingstochse

Pfingstochse
Aufgeputzt (oder auch geschmückt) wie ein Pfingstochse: übertrieben (und zugleich geschmacklos) gekleidet, ›Aufgedonnert‹. Der weitverbreitete redensartliche Vergleich hängt mit einem Brauch der Vieh- und Weidewirtschaft zusammen: Zu Pfingsten wird in vielen Landschaften das Vieh zum erstenmal auf die Weide getrieben, oder der erste Austrieb wird mit festlichem Brauch wiederholt. Bis Pfingsten wird zuweilen ein besonderes Wiesenstück unbenützt gelassen (›Pfingsthege‹, ›Pfingstweide‹). Unter lautem Jubel, mit Grün bekränzt und geschmückt zieht das Vieh auf die Weide. Das erste (oder letzte) Tier heißt ›Pfingstochse‹ (oder ›Pfingstkuh‹). Als Pfingstochse wird da mancherorts, z.B. in Mecklenburg, auch der zum Pfingstbraten bestimmte fette Ochse bezeichnet, der am Donnerstag oder Freitag vor dem Fest von den Schlächtern feierlich, mit einem Blumenkranz um den Kopf, die Hörner mit Goldoder Silberfiligran belegt und mit einer Zitrone auf der Hornspitze, endlich auch den Schwanz mit Blumen und bunten Bändern geschmückt, herumgeführt wird. Der festliche Schmuck deutet möglicherweise darauf hin, daß die Schlachtung ehedem als eine Art Opferhandlung aufgefaßt wurde. Doch mag auch der oben angeführte Brauch aus der Weidewirtschaft auf den zu Pfingsten gebratenen Ochsen eingewirkt haben (vgl. Handbuch des Aberglaubens VI, 695ff.). Auf einen ähnlichen Brauch geht in Frankreich der ›bœuf gras‹, der Fastnachtsochse, zurück, ein aufgeputzter Mastochse, der von den Metzgergesellen in den letzten Fastnachtstagen durch die Straßen geführt wird. In Marseille ging der Prachtochse, mit Teppichen behangen und mit Blumen bekränzt, sogar an der Spitze der Fronleichnamsprozession; vgl. die französische Redensart ›promener comme le bœuf gras‹.
   Vgl. ›Aufgeputzt wie ein Palmesel‹, Palmesel.
• P. SARTORI: Art, ›Pfingstochse‹ in: Handbuch des Aberglaubens VI, Spalte 1695-1697.}
Aufgeputzt wie ein Pfingstochse. ›Preisträgerin‹, zeitgenössischer Holzstich um 1850.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Pfingstochse — Pfịngst|och|se 〈[ ks ] m. 17〉 mit Blumen u. Zweigen geschmückter Ochse [nach dem Brauch, das Vieh mit Blumen u. Zweigen geschmückt auf die Sommerweide zu treiben] * * * Pfịngst|och|se, der: (nach altem [süddeutschem] Brauch) zum Austrieb (zur… …   Universal-Lexikon

  • Pfingstochse — nach Trachsel (1873) ein »überreich mit Schmucksachen beladener Geck.« Heute allgemein für einen dummen Menschen …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

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  • Pfingstochse — Pfịngst|och|se …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Geschmückt wie ein Pfingstochse —   Dieser Vergleich geht auf den alten süddeutschen Brauch zurück, zur Pfingstzeit beim Austrieb des Viehs auf die Sommerweide einen der Ochsen besonders zu schmücken. Im umgangssprachlichen Gebrauch bezeichnet man mit diesem Ausdruck eine Person …   Universal-Lexikon

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