Rand

Rand
Mit einer Sache zu Rande kommen: damit zu Ende kommen; eine Wendung, in der uns das Bildliche fühlbarer geblieben ist als in andern gleichbedeutenden Ausdrücken; z.B. bei Lessing im ›Nathan‹ (III,7): »Du bist zu Rande mit deiner Überlegung«. Früher verband man gern mit ›Rand‹ noch ›Land‹; dies deutet darauf hin, daß in der Redensart Rand verstanden wurde als das erhöhte Ufer des Meeres oder Flusses. Von hier aus erklären sich auch die Wendungen Am Rande des Abgrundes (des Unterganges, des Verderbens) stehen und Völlig am Rande (der Verzweiflung) sein: kurz vor der Vernichtung, dem völligen Ruin stehen, seine Kraft und Mittel endgültig erschöpft haben. In diesem Sinne verwendet Wolzogen in seiner ›Ballade vom verkauften Assessor‹ den Begriff, wenn er schreibt:
   Welch' Ausweg steht dem Manne offen,
   Der pekuniär am Rande ist?
   Nur von der Eh' ist was zu hoffen,
   Zumal, wenn er von Stande ist.
Ganz deutlich ist die Vorstellung des Randes als Ufer noch im niederländischen Sprachgebrauch: ›Hij is aan den oever van't verderf‹, vgl. französisch ›être au bord du précipice‹.
   Auch die Redensart Am Rande des Grabes stehen: todkrank sein (französisch ›être au bord de la tombe‹) bewahrt noch die alte Bedeutung eines erhöhten Grubenrandes, dagegen hat die Wendung Mit jemandem zu Rande kommen: mit ihm fertigwerden und mit ihm auskommen, nur noch übertragene Bedeutung
   Das versteht sich am Rande: ohne weiteres, ohne tieferes Eingehen, Eindringen in die Sache. Die Wendung ist wohl kaum von der ›Randbemerkung‹ zu einem Schriftstück abzuleiten, vielmehr steht wohl nahe braunschweigisch: ›Et finnt sich an'n Ranne, wat in de Schetel (Schüssel) is‹; westfälisch ›Dat de Pankauken (Pfannkuchen) rund is, süt me am Rande‹.
   Etwas nur am Rande miterleben: nicht selbst davon betroffen werden.
   Den Rand halten: sich in seinen Grenzen halten, besonders den Mund halten, schweigen, wie in dem Zuruf: ›Halt den Rand!‹
   Außer Rand und Band sein: sich nicht in Ordnung befinden, von Kindern: ausgelassen sein; eigentlich von Fässern gesagt, die ›Aus Rand und Band‹ geraten. Die Redensart stammt aus der Fachsprache des Böttchergewerbes: ein Faß, das aus Rand und Band ist, fällt auseinander. Die gereimte Häufung des Begriffes der Schranken, die übertreten worden sind, verstärkt den Begriff der Übertretung. Die Redensart ist erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts literarisch belegt. Vgl. niederländisch ›Het is met hem te randen en te panden gemaakt‹.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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