- Reihe
- Bunte Reihe machen sagt man, wenn Damen und Herren bei Tisch abwechselnd nebeneinandersitzen. Nachweisbar ist die Redensart erst seit dem 17. Jahrhundert, doch ist der Brauch schon in dem ältesten Abenteuer- und Ritterroman Deutschlands, dem lateinisch geschriebenen ›Ruodlieb‹ (um 1050), und ähnlich auch im ›Biterolfs ›(V. 7399f.) geschildert. Auch sonst in der mittelhochdeutschen Dichtung wird ähnliches bezeugt, z.B. in Heinrichs von Freiberg ›Tristan‹ (V. 893ff.):her Tristan saz zu tische hin,man sazte Isoten neben in,und ie zwischen zwein vrouwen guotsaz ein ritter hochgemuht,eine vrouwe zwischen rittern zwein.1728 gibt J.B. von Rohr in seiner ›Ceremoniel-Wissenschaft‹ (S. 377) folgende Erklärung: »Bisweilen werden bei Hofe und in andern Gesellschaften sog. bunte Reihen angestellt, da einem ein Frauenzimmer auf einige Stunden durch das Looß zu theil wird ... Hat man seine sog. Frau bei der bunten Reihe zur Tafel geführt, so muß man sich alle Mühwaltung geben, sie auf das beste zu bedienen, zu unterhalten usw.« Goethe beginnt seine venezianischen Epigramme:Sarkophagen und Urnen verzierteder Heide mit Leben:Faunen tanzen umher, mit derBacchantinnen ChorMachen sie bunte Reihe.In einer Reihe mit jemandem stehen: ihm ebenbürtig sein, gleiche Ziele verfolgen. In Reih und Glied stehen: eine Gruppe steht in einer Linie, einer neben dem anderen.Besonders in der Soldatensprache geläufig. ›In Reih und Glied‹ ist auch der Romantitel eines Werkes von Friedrich Spielhagen (1866).Aus der Reihe tanzen: eigene Wege gehen. Das Bild der Redensart ist von der älteren Form des Reigentanzes her genommen, wie er sich etwa beim Volkstanz erhalten hat.Nicht alle in der Reihe haben, Nicht alle der Reihe nach gebrauchen: nicht ganz bei Verstand sein, gemeint sind hier die fünf Sinne; Nicht ganz in der Reihe sein: nicht ganz gesund sein. In die Reihe bringen: in Ordnung bringen, reparieren. Etwas auf (in) die Reihe kriegen: etwas zustande bringen (neuere Wendung).
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.