- begraben
- Laß dich begraben! (vor allem berlinisch ›Laß dir bejraben!‹): gib es auf! Du taugst nichts; wozu bist Du eigentlich noch auf der Welt; es ist so gut, als wenn Du schon tot wärst, und damit wäre nichts verloren.Die scherzhafte Redensart, als Kritik einer schlechten Leistung gebräuchlich, ist seit etwa 1850 bezeugt. Sie bezeichnet übertreibend einen Menschen, der so dumm ist, daß sein Leben eigentlich unbrauchbar ist. Daraus hat sich auch gebildet Man hat vergessen, ihn zu begraben: der Betreffende ist eine aus Versehen noch nicht bestattete Leiche.Da möchte ich nicht (scheintot) begraben sein: da möchte ich nicht leben müssen.Lebendig begraben sein: sich an einem Ort völlig isoliert fühlen, auch: durch eine Krankheit (Lähmung) keine Bewegungsfreiheit mehr besitzen, alle Lebensqualität eingebüßt haben. Die in übertragener Bedeutung übliche Wendung bezieht sich auf die in früheren Jahrhunderten aufgekommene Angst, tatsächlich begraben zu werden, ohne richtig tot zu sein, was manchmal vorgekommen sein mag, z.B. bei Epidemien. So berichtet z.B. die bekannte Kölner Stadtsage von ›Richmodis von Aducht‹, daß diese in der Pestzeit ›scheintot‹ begraben wurde und durch Grabräuber, die ihren Sarg öffneten, wieder zu sich kam und noch einige Zeit danach weiterlebte.Lebendig begraben werden war auch eine Form der Hinrichtung. In Verdis ›Aida‹ folgte treue Liebe dem Verurteilten ins Grab und ließ sich lebendig mit einmauern. Auch im Märchen begegnet diese Vorstellung. (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 16: ›Die drei Schlangenblätter‹).Das Kriegsbeil begraben ⇨ Kriegsbeil.Hier liegt der Hund begraben ⇨ Hund.• L. RÖHRICH: Die erweckte Scheintote, in: Erzählungen des späten Mittelalters und ihr Weiterleben, Band II (Bern und München 1967), S. 86 ff., 415 ff.; R. SCHENDA: Artikel ›Begräbnis‹, in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 2841; J. DE VOSS: Lebendig begraben. Analyse einer Metapher im expressionistischen Drama (Frankfurt/M. 1983).
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.