Beil

Beil
Er wirft das Beil zu weit: er ist ein Großsprecher, er schneidet auf, er lügt und übertreibt. Diese alte Redensart ist heute noch in den Mundarten gebräuchlich, z.B. schwäbisch ›des Beil zu weit 'naus werfen‹, eine Behauptung, einen Ausspruch überspannen.
   Das Beilwerfen spielte im altdeutschen Kriegswesen und in der Rechtssymbolik eine Rolle. Besonders bei Grenzbestimmungen war es üblich, die Entscheidung über die Entfernung der Grenze von einem gewissen Punkte dem zukünftigen Besitzer in die Stärke seines Armes zu legen. Öfters begegnet in Urkunden die Bestimmung, daß ein Müller in dem Bach, der die Mühle treibt, so weit abwärts und aufwärts soll fischen dürfen, wie er von der Mühle aus ein Beil zu werfen vermag.
   Im Bilde dieses Brauches konnte man von einem, der sich viel anmaßte, und dann weiter von einem, der Unglaubliches von sich berichtete, sagen: ›Er wirft das Beil zu weit‹ (vgl. englisch ›to throw the hatchet‹). Die ältere Form der Redensart lautet ›Er wirft die Barte zu weit‹, Barte. Grimmelshausen berichtet im ›Simplicissimus‹ (III,411) von einem, der von seinen Reisen erzählt: »Warffe auch bißweilen das Beyl so weit, daß ich selbst vor ihm sorgte, wo ers wieder finden würde«. Noch heute hört man ganz ähnlich in der Umgangssprache von einem Angeber ›Der wirft das Beil so weit, daß er's nicht mehr holen kann‹; vgl. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 72.
   Dem Beil einen Stiel wissen Sein Hilfsmittel kennen, Abhilfe wissen. Zuerst 1587 im ›Buch der Liebe‹ (21 5d) bezeugt: »ich wüst diesem beihel einen stil«. Später erscheint auch die Nebenform Der Axt einen Stiel wissen, Axt.
   Einen unter dem Beile (des Henkers) stecken lassen: ihn in der größten Gefahr verlassen.
• J. GRIMM: Deutsche Rechtsaltertümer I, S. 82 f.; Deutsches Rechtswörterbuch I, Spalte 1465; F. SIEBER: Beil und Beilwurf auf dem rückseitigen Gemälde des Annaberger Bergaltars, in: Zwischen Kunstgeschichte und Volkskunde, Festschrift für W. Fraenger (Berlin 1960), S. 197-212.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Beil — ist im Gegensatze zur Axt einseitig zugeschärft, hat längere Schneide, geringeres Gewicht und kürzeren Stiel, wird mit einer Hand geführt und dient zum Nacharbeiten. Gestaltung und Benennung sind nach den Gewerben verschieden. Die Zimmerleute… …   Lexikon der gesamten Technik

  • beil. — beil. 〈Abk. für〉 beiliegend * * * beil. = ↑ beiliegend. * * * beil. = beiliegend …   Universal-Lexikon

  • Beil — Beil: Das auf das dt. und niederl. Sprachgebiet beschränkte Wort mhd. bīhel, zusammengezogen bīl, ahd. bīhal, niederl. bijl ist im germ. Sprachbereich verwandt mit aisl. bīldr »Pfeilspitze, Aderlassmesser«, schwed. plogbill »Pflugschar«, im… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Beil [1] — Beil, 1) breites, eisernes Werkzeug, zum Hauen bestimmt, hat einen kürzeren Stiel als die Axt u. ist in der Regel nur von einer Seite angeschliffen; die Schneide kann gerade od. gekrümmt sein. Je nach Form u. Gebrauch hat es verschiedene… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Beil [2] — Beil, Joh. David, geb. 1754 zu Chemnitz, studirte in Leipzig die Rechte, ward aber aus Neigung Schauspieler bei mehreren herumziehenden Gesellschaften u. kam dann, von Karl von Dalberg zu Erfurt empfohlen, 1777 nach Gotha, wo er großen Beifall… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Beil [1] — Beil, Werkzeug zum Behauen von Holz, besteht aus einem breiten eisernen Blatt mit Stahlschneide und einem Ohr (Haube) für den seitwärts abgebogenen Helm oder Stiel. Es ist in der Regel einseitig zugeschärft und wird, je nachdem die Zuschärfung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Beil [2] — Beil;I ohann David, Schauspielerund Bühnendichter, geb. 1754 in Chemnitz, gest. 13. Aug. 1794 in Mannheim, studierte anfangs die Rechte auf der Universität Leipzig, ging aber 1775 zur Bühne über und schloß sich in Naumburg einer reisenden… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Beil — Beil, Joh. David, Schauspieler und dram. Dichter, geb. 1754 zu Chemnitz, studierte die Rechte zu Leipzig und trat als Student, Schulden halber, zum Theater. Zuerst bei einer kleinen Truppe kam er 1777 auf Dalbergs Empfehlung an das gothaische,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Beil — das; (e)s, e; eine kleine Axt || Abbildung unter ↑Axt …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Beil — Sn std. (9. Jh., witubil 8. Jh.), mhd. bīl(e), bīhel, ahd. bīhal, mndd. bīl, byl Stammwort. Ein nur deutsches und niederländisches Wort, das von einem gleichbedeutenden keltischen Wort kaum zu trennen ist: air. bíail, biáil m., kymr. bwyall,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • beil. — beil. = beiliegend …   Die deutsche Rechtschreibung

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