See

See
Der wird mir keinen See anbrennen: er kann mir keinen großen Schaden zufügen, seine Feindschaft achte ich für ungefährlich.
   Er geht gerade durch den See: er ist aufrichtig, er hat einen festen Charakter und läßt sich durch nichts von seinem Wege abbringen; was er einmal begonnen hat, führt er unbeirrt zu Ende, er handelt ohne Verstellung.
   Er ist ein grundloser See: er ist sehr verschlossen, schwer zu durchschauen, seine Handlungsweise ist sehr undurchsichtig. Vergleiche das Sprichwort ›Stille Wasser gründen tief‹. Die See ausschöpfen wollen etwas Sinnloses vorhaben, sich mit einer nutzlosen und erfolglosen Arbeit abgeben, vgl. ›Eulen nach Athen tragen‹, ›Wasser in den Rhein schütten‹, Eule, Wasser. Vgl. auch ndl. ›de see met sponsen opdroogen‹.
   Den See von Camarino bewegen: mit Vorbedacht, freventlich ein Unglück heraufbeschwören. Die Redensart spiegelt den Volksglauben, daß dann ein Ungewitter entsteht, wenn man vorsätzlich etwas in den See wirft und ihn somit erregt und aufwühlt. In übertragener Bedeutung hat die Redensart die Erinnerung an den See in Sizilien bewahrt, der sich in einen Sumpf verwandelt hatte und zur Ursache vieler Krankheiten wurde. Da man meinte, daß von ihm die verheerende Pest ausginge, wurde das Orakel befragt, ob es nicht besser sei, den See völlig trockenzulegen. Apoll verbot, ihn aufzurühren, aber gegen den Orakelspruch wurde er doch entwässert. Die Pest hörte zwar auf, doch nun konnten die Feinde ungehindert in das Land eindringen.
   Von einem, dem alles im Leben mißlingt, heißt es: Wenn er auf die See gehen wollte, würde kein Wasser dort sein. Vergleiche italienisch ›Se io andassi al mare, lo troverei secco‹.
   Wenn reiche Leute klagen, sagt man: Die See ist ohne Wasser.
   Die See geht bei ihm hoch: er ist sehr erregt, aber auch: er ist in einer gefährlichen Situation.
   Mundartliche Wendungen stammen besonders aus Norddeutschland: ›Dat Läben ist jüst so up un dol as de See‹, Glück und Unglück wechseln sich ab, es geht herauf und herunter. Auf die ständige Bedrohung der Küste weist die ostfriesische Redensart ›He mênt, üm kann kên Sî to hoch lôpen‹, er glaubt, daß ihm nichts wirklich gefährlich zu werden vermag.
   Das kann jeder Seehund sagen: das weiß jeder.
• F. KLUGE: Wörterbuch der Seemannssprache (Halle 1911); W. STAMMLER: Seemanns Brauch und Glaube, in: Deutsche Philologie im Aufriß, 2. Auflage Bd. III, Spalte 2901ff.; O.G.
SVERRISDÓTTIR: Land in Sicht. Eine kontrastive Untersuchung deutscher und isländischer Redensarten aus der Seemannssprache (FrankfurtM. 1987), S. 166-167.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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