- Sitzfleisch
- Kein (rechtes) Sitzfleisch haben: nicht lange stillsitzen können, keine Ausdauer und Neigung zu sitzend ausgeübten Arbeiten haben. Die Redensart ist bereits 1691 durch Stieler in ›Der Teutschen Sprache Stammbaum‹ (503) bezeugt und ist auch mundartlich verbreitet, z.B. heißt es in Pommern: ›He hett kên Sitzflêsch‹. Daneben besteht auch die Wendung Kein Sitzleder haben; in der Steiermark sagt man: ›Ea hod kuan Sitzleda‹.Die Redensarten Gutes Sitzfleisch (Sitzleder) haben und Über (dauerhaftes) Sitzfleisch verfügen drücken das Gegenteil aus: fleißig und ausdauernd sein. Die Redensarten werden meist auf Schüler, Studenten und Gelehrte angewendet. Joh. Christian Günther (1695 bis 1723) meint damit den Schriftsteller, wenn er dichtet:Wie tieff man hier und da des Mannes Schatten küsse,Der, weil ihm die Natur viel Sitzefleisch gemacht,Den Stuhl nicht frieren läßt vom Morgen in die Nacht,Mehr Bücher drückt als kennt.(›Gedichte‹, 1735, S. 409).Die Wendung Sitzfleisch haben gebraucht man heute aber auch, wenn Gäste nach einer Einladung nicht an den Aufbruch denken.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.