- Strom
- Gegen den Strom schwimmen sagt man von jemandem, der sich bewußt anders verhält als die Masse und dafür unter Umständen auch Nachteile in Kauf nimmt; eigentlich: mit großer Anstrengung und wenig Erfolg der Strömung entgegenstreben. Das Bild geht auf Sir 4, 31 zurück: »Schäme dich nicht, zu bekennen, wo du gefehlt hast, und strebe nicht wider den Strom«. Bei Ovid heißt es: »Stultus pugnat in adversas ire natator aquas« (= Der törichte Schwimmer strebt dem Wasser entgegen). In anderer Form lateinisch »Contra fluminis tractum niti difficile« (= sich wider den Lauf des Stromes zu stemmen ist schwierig). Vergleiche auch Erasmus: »Contra torrentem niti«. Bei Tunnicius (16. Jahrhundert) heißt es unter Nr. 888: »Tegen den stroem ys gweet swemmen«, bei Heinrich Bebel 1507 (Nr. H93): »Durum est natare contra impetum fluminis; hoc est: periculosum est potentibus adversari«. Hier wird zugleich die übertragene Bedeutung angegeben (= Es ist schwer, gegen die Gewalt des Stromes zu schwimmen, das heißt: es ist gefährlich, den Mächtigen zu widerstreben). Luther schreibt 1534: »Und strebe nicht wider den Strom«. Auch bei Abraham a Sancta Clara wird die Redensart erwähnt (›Judas‹ IV, 249: »Wider den Strohm schwimmen«). Im ›Herzog Ernst‹ heißt es um 1180:Swer swimmet wider wazzers stramErgêt ez im ein wîle wol,Er vert ze jungest doch ze tal.Auch hier wird die negative Bedeutung dieser Redensart unterstrichen. Die Redensart ist auch im Englischen bekannt: ›striving against the stream‹, sowie im Französischen: ›Il ne faut pas aller contre le courant‹. In neuester Zeit kann man die humoristische Abwandlung der Redensart hören: Sich auf den Strom schwingen: mit der Straßenbahn fahren.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.