wägen

wägen
Wer wagt, gewinnt: wer einen Einsatz bringt, hat auch schon einen Vorteil davon. Im Schwäbischen existiert der Ausdruck oft in der doppelten Negation: ›Wer nie nix waget, der nie nix hat‹. Auch: ›Frisch gewagt ist halb g'wonne‹, oft mit dem Zusatz: ›und weidlich g'loffe ist halbe g'sprunge‹; vgl. englisch ›nothing venture – nothing wind‹. Das Sprichwort ist schon in früher Zeit bekannt gewesen, besonders in der heute ungebräuchlich erweiterten Form: ›wagen gewinnt und wagen verheust‹ (= verliert). So bei Hans Sachs (11, 228). Ein weiteres Sprichwort lautet: ›Erst wägen dann wagen‹. Es bedeutet soviel wie: zuerst eine Sache überlegen, prüfen, erwägen, dann danach handeln. ›Wägen‹ hieß im Alt- und Mittelhochdeutschen ›wegen‹ und bedeutete ›sich bewegen‹. Im Laufe der Sprachentwicklung verengte sich diese Grundbedeutung zu ›auf die Waage legen‹, das Gewicht einer Sache bestimmen; das Bewegen wurde also nur noch auf das Auf- und Niedergehen der Waagschalen bezogen. Zwei Ausdrücke spiegeln noch die alte Bedeutung des Wortes ›wiegen‹: Jemandem gewogen sein: jemandem zugetan sein (von ›wiegen‹ im Sinne von schaukelnd sich bewegen) und: Jemand ist gewiegt: er ist schlau, erfahren.
   Über eine (gewagte) anzügliche Bemerkung sagt man: Sie ist reichlich gewagt; vgl. englisch ›to be very near the knuckle‹. Zum vielgebrauchten Zitat wurde die Anfangszeile von Schillers ›Taucher‹ (1797): »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp«.
   Im Schwäbischen gibt es den Wellerismus: ›»I wag's«, hat d' Geiß-Anna g'sait un isch u'bichtet g'storbe‹.
• Erst wägen – dann wagen, in: Der Sprachdienst 2 (1958), S. 12-13.}
Wer wagt, gewinnt. Münchner Bilderbogen Nr. 1036: ›Aus der Tierwelt.‹ Sprichwörter (Detail).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Wagen — Wagen, verb. reg. act. 1. Der Gefahr des Verlustes aussetzen. Sich wagen, sein Leben wagen. Sich mitten unter die Feinde wagen. Er hat sich sehr gewagt. Das Äußerste wagen. Sein ganzes Vermögen für einen wagen. 2. In weiterer Bedeutung, auf bloße …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Wägen — Wägen, verb. regul. et irregul. act. im letztern Falle, Imperf. wog, Particip. gewogen, Imperat. wäge. 1. Eigentlich, das Gewicht, d.i. die Schwere eines Körpers, zu erforschen suchen, wie das Activum wiegen. Auf der Wage wägen. Einen Ballen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Wagen — Sm std. (8. Jh.), mhd. wagen, ahd. wagan, as. wagan Stammwort. Aus g. * wagna m. Wagen , auch in krimgt. waghen, anord. vagn, ae. wægn, afr. wein. Konkretbildung zu der in bewegen2 vorliegenden Wurzel. Parallele Bildungen aus der gleichen… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • wägen — wägen: Das gemeingerm. Verb mhd. wegen »sich bewegen; Gewicht haben, wiegen«, ahd. wegan »bewegen, wiegen«, got. ‹ga›wigan »(sich) bewegen«, aengl. wegan »bewegen, wiegen«, engl. to weigh »wiegen«, aisl. vega »schwingen, heben; wiegen« ist mit… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Wagen [1] — Wagen, 1) auf Rädern laufendes Transportmittel, worauf Personen, Kaufmannsgüter u. andere Lasten zu Lande befördert werden. An jedem W. lassen sich zwei Haupttheile unterscheiden, von denen der erstere die Fortbewegung u. Lenkung des W s… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • wagen — Vsw std. (13. Jh.), mhd. wāgen Stammwort. Abgeleitet aus wāge unsicherer Ausgang , eigentlich Waage (Waage und vgl. etwa in der Schwebe u.ä., d.h. die Waage hat sich noch nicht eingespielt). Die Bedeutung wird zunächst durch in die wāge setzen… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • wagen — V. (Mittelstufe) die Gefahr nicht scheuen Synonyme: sich trauen, riskieren Beispiele: Niemand hat es gewagt, ihn danach zu fragen. Er wagte sich nie wieder aufs Rad. wagen V. (Aufbaustufe) den Mut haben, etw. zu tun, das Risiko nicht scheuen… …   Extremes Deutsch

  • Wagen — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Auto • Trainer • Trainerin • Bus • Reisebus • …   Deutsch Wörterbuch

  • Wagen [2] — Wagen, Großer u. Kleiner, s.u. Bär (Astron.) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wägen — Wägen, 1) das Gewicht od. die Schwere eines Körpers zu erforschen suchen; 2) die Güte einer unkörperlichen Sache genau zu erforschen suchen; 3) die Abweichung einer Fläche von der Horizontalen Linie zu bestimmen suchen; 4) ein Schiff so… …   Pierer's Universal-Lexikon

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