Werk

Werk
Der Begriff der ›Guten Werke‹ spielt eine zentrale Rolle in der christlichen Moraltheologie und Ethik. Mt 26, 10 sagt Jesus von der Frau, die köstliches Wasser auf sein Haupt goß: »Sie hat ein gutes Werk an mir getan«. An vielen Stellen fordert das N.T. zu ›guten Werken‹ auf. »Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5, 16; vgl. 1 Petr 2, 12), und »nach seinen guten Werken wird ein Mensch vor dem Richtstuhl Christi gerichtet« (2 Kor 5, 10).
   Nach den Lehren des Tridentinums verdient der Gerechte durch seine guten Werke Vermehrung der Gnade, ewiges Leben und Vermehrung der Herrlichkeit. Der Blick auf eine jenseitige Vergeltung wird hier leicht zum Motiv des menschlichen Handelns.
   Die Reformation hat leidenschaftlich gegen eine Doktrin und gegen eine Frömmigkeit gestritten, die offen oder versteckt die guten Werke als eine Leistung ansah, die zum Erwerb des Heiles notwendig ist. Luther selbst hat einen ›Sermon von den guten Werken‹ geschrieben (1520), Vergeltsgott.
   In der heutigen Umgangssprache wird die Wendung Ein gutes Werk tun: oft nur noch ironisch gebraucht. Ist man z.B. jemandem irgendwie behilflich, obwohl man diesen Menschen nicht leiden kann, so sagt man sich: »Naja, habe ich wenigstens ein gutes Werk getan«; oder es wird auch die Geringfügigkeit einer Gabe mit dem Begriff des guten Werks beschönigt.
   Die Zwillingsformel ›In Worten und Werken‹ ist ebenfalls biblischer Herkunft.
   Offb 14, 13 heißt es: »Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben ... denn ihre Werke folgen ihnen nach«. Im redensartlichen Gebrauch wird dies eher von den bösen Werken gesagt. In Hugo von Hofmannsthals ›Jedermann‹ folgen Jedermanns ›Werke‹ ihm bei seinem Tod mit ins Grab.
   Sir 9, 24 steht: »Das Werk lobt den Meister«. Geläufiger ist dieses Zitat aus Schillers ›Lied von der Glocke‹:
   Von der Stirne heiß
   Rinnen muß der Schweiß,
   Soll das Werk den Meister loben,
   Doch der Segen kommt von oben.
Sich ins Werk legen: sich anstrengen; niederdeutsch ›ênem werk dôn‹: jemandem zu schaffen machen.
   Zu Werke gehen: vorgehen, literarisch belegt z.B. bei Heinrich Mann (›Professor Unrat‹, S. 24): »Bei der Entlarvung seines Schülers Lohmann mußte Unrat geheim und geschickt zu Werke gehen«.
• F. LAU: Artikel ›Gute Werke‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart II (31958), Spalte 1915f.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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