Wille

Wille
›Des Menschen Wille ist sein Himmelreich‹. Dieses Sprichwort besagt, daß der Mensch oft nur dann zufrieden ist, wenn er seinen Willen anderen gegenüber durchgesetzt hat, ungeachtet, ob dies zum Guten oder Schlechten führt. Es ist schon in Lipperheides Sprichwörterbuch belegt (S. 1019) und wird oft erweitert zu: ›Des Menschen Wille ist sein Himmelreich und wird oft seine Hölle‹. Weckherlin schrieb (›Gr. Ungeheuer‹ X, 287): »Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, ob er sich gleich oft des Teufels Reich daraus schafft«. Bei Ovid ist belegt: »Curae est sua cuique voluptas«. In Schillers ›Wallenstein‹ heißt es: »Des Menschen Wille, das ist sein Glück« (7. Auftritt). Vergleiche englisch ›My mind to me a Kingdom is‹; holländisch ›es menschen zin is zijn hemelrijk‹; schwedisch ›Hwars och ens willie ärens himelrike‹.
   Das Sprichwort ›Wo ein Wille, ist auch ein Weg‹ wird in der Gegenwart oft parodiert, z.B. ›Wo eine Pille, ist auch ein Bett‹; ›Wo ein Wille, da ist auch ein Gebüsch‹; ›Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, und wo kein Wille ist, da ist auch einer‹; ›Wo ein Wille ist, ist auch ein Holzweg‹; ›Wo ein Wille ist, ist auch ein Unwille‹. (W. Mieder: Antisprichwörter [Heidelberg – Wiesbaden 1989], III, S. 140f.)

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Wille — Wille …   Deutsch Wörterbuch

  • Wille — Sm std. (8. Jh.), mhd. wille, ahd. willo, as. willio Stammwort. Aus g. * weljōn m. Wille , auch in gt. wilja, anord. vili, ae. willa, afr. willa. Instrumentalbildung zu wollen von der e Stufe. Außergermanisch ist etwa akslav. volja f. Wille (von… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Wille. — Wille.   In der traditionellen Psychologie wird als Wille meist das Vermögen des Menschen bezeichnet, sich bewusst für (oder gegen) eine bestimmte geistige Einstellung oder Verhaltensweise zu entscheiden. Im Unterschied zur Triebhandlung wird als …   Universal-Lexikon

  • Wille [1] — Wille (lat. Voluntas), 1) theils als allgemeiner Ausdruck für das Wollen (Voluntas), theils in der Bedeutung eines einzelnen bestimmten Willensactes (Volitio), bezeichnet dasjenige Begehren, mit welchem sich in dem Bewußtsein des Wollenden die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wille [2] — Wille, letzter, letzte Willensverordnung, lat. ultima voluntas. Anordnung auf den Todesfall, so viel wie Testament, Vermächtniß; widerruflich u. abänderlich bis zum letzten Lebensaugenblicke. Wille, Joh. Georg, berühmter Kupferstecher, geb. 1715… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Wille — Wille: Das gemeingerm. Substantiv mhd. wille, ahd. willio, got. wilja, engl. will, schwed. vilja ist eine Bildung zu dem unter 2↑ wollen behandelten Verb. – Abl.: willig »gerne bereit, etwas zu tun« (mhd. willec, ahd. willig), dazu willigen… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Wille [2] — Wille, die, die hintersten Piekstücke zunächst an Hintersteven …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wille [3] — Wille, Joh. Georg, geb. 1715 in einer Mühle bei Gießen am Fuße des Diemsberges, kam als Büchsenmacher nach Strasburg, von wo er mit dem Kupferstecher G. F. Schmidt nach Paris reiste. Von Gravirungen auf Büchsenbeschlägen ging er zum Kupferstechen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wille [1] — Wille, im (gewöhnlichen) engern Sinne die Fähigkeit des Menschen, durch Zweckvorstellungen (Motive) sich zur Ausführung einer Handlung bestimmen zu lassen. Beim einzelnen Wollen lassen sich drei Hauptstadien unterscheiden: das Auftreten einer… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wille [2] — Wille, 1) Johann Georg, Kupferstecher, geb. 5. Nov. 1715 auf der Obermühle am Dimsberg bei Gießen, gest. 5. April 1808 in Paris, lernte das Büchsenmacherhandwerk, wurde später in Straßburg mit dem Kupferstecher G. F. Schmidt bekannt, ging mit ihm …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wille — Wille, Joh. Georg, Kupferstecher, geb. 5. Nov. 1715 zu Königsberg bei Gießen, lebte seit 1736 in Paris, gest. das. 7. April 1808; Stiche bes. nach Rigaud und holländ. Malern des 17. Jahrh …   Kleines Konversations-Lexikon

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