Zeit

Zeit
Die Zeit totschlagen: drastisch übertreibendes Bild für: ein Mittel gegen die Langeweile suchen; vgl. französisch ›tuer le temps‹.
   Einem die Zeit stehlen: ihn unnötig aufhalten, ihn mit lästigen oder überflüssigen Fragen quälen.
   Zeit für jemanden (etwas) opfern: sich um jemanden kümmern, sich eingehend mit etwas beschäftigen.
   Nur alle heilige Zeit etwas tun: sehr selten (eigentlich: nur zu den kirchlichen Feiertagen).
   Einem nicht einmal die Zeit bieten (gönnen): ihn völlig ignorieren, nicht grüßen, Gruß. Schwäbisch ›die Zeit abnehmen‹, für einen Gruß danken (eigentlich: für das Entbieten eines Tageszeitgrußes, wie beispielsweise ›guten Morgen‹, ›guten Abend‹).
   Das wurde aber (auch) Zeit!: na endlich! Dagegen: Schleswig-holsteinisch ›Dat wer ok Tied‹, das fehlte gerade noch.
   Die Zeichen der Zeit verstehen Zeichen.
   Zu Zeit oder Unzeit reden: immer, ob es nun günstig oder ungünstig ist, auch wenn es manchen nicht gelegen kommt und sie nicht zuhören wollen. Die Wendung ist biblischen Ursprungs. Bei 2 Tim 4, 2 heißt es: »Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit«. Vergleiche französisch ›à temps et à contre-temps‹.
   Seiner Zeit (weit) voraus sein: sehr fortschrittlich, zukunftsgerichtet sein; oft von Künstlern und Wissenschaftlern gesagt, die zu ihren Lebzeiten bei der Mehrheit ihrer ›Zeitgenossen‹ unverstanden bleiben und trotzdem zu den geistigen Wegbereitern gehören.
   Nicht mehr in der Zeit sein: unmodern, hoffnungslos veraltet sein, nicht mehr ›Zeitgemäß‹.
   Gern spricht man heute – aber nicht erst seit heute – im Zuge der Nostalgie von der ›Guten alten Zeit‹, die aber nur in der Erinnerung verklärt erscheint; Armut, Sorgen und Mühen von damals werden dabei erfolgreich verdrängt.
   Im Märchen erhält die Vergangenheit einen eigenen Zauber, besonders in der Formel: »In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat ...«
   Die Metaphern vom ›Verfließen der Zeit‹ und vom ›Verrinnen der Zeit‹ für das schnelle, lautlose Dahinfliegen des Moments, sind von den altägyptischen Wasseruhren und den Sanduhren, einem Attribut des Todes, genommen.
• J. BOLTE: Hin geht die Zeit, her kommt der Tod, in: Zeitschrift d. Ver. für Volkskunde 16 (1906), S. 194-195; G. JUNGBAUER: Artikel ›Zeit‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 889-897; U. HEINDRICHS (Hrsg.): Die Zeit im Märchen (Kassel 1990); H. MAIER: Die christliche Zeitrechnung (Freiburg i. Br. 1991).
Einem die Zeit stehlen. Emblematischer Kupferstich: ›Volat irrevocabile tempus‹ (Horaz). Aus: Emblemata Horatiana, Antwerpiae 1607, S. 207.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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