Ding

Ding
Guter Dinge sein: sich wohl befinden und froh sein; oft in der Verbindung Lustig und guter Dinge. Das ältere Deutsch kennt eine ganze Reihe von adverbiellen Ausdrüucken, die mit dem Genitiv Plural von Ding und einem Eigenschaftswort gebildet werden, z.B. ›Aller Dinge‹ = überhaupt (daraus wird mit unbegründetem s ›allerdings‹), ›Platter Dinge‹ (›platterdings‹) und ›Schlechter Dinge‹ (›schlechterdings‹). Überall dient Ding hier nur zur Substantivierung des sächlichen Adjektivbegriffs, ähnlich wie in der Redensart Das geht nicht mit rechten Dingen zu: auf geheime, unrechte oder unnatürliche Weise.
   Die Redensart ›guter Dinge sein‹ erklärt sich nicht aus dieser unbestimmten Bedeutung des Wortes Ding, sondern aus mittelhochdeutsch gedinge = Hoffnung, Zuversicht, frühneuhochdeutsch Laune, Stimmung. Der eigentliche Sinn der Wendung ist demnach: voll guter Hoffnung sein, wie es in einem alten Reim heißt:
   Guot gedinge machet das,
   Daß der genißt, der siech was.
In einer Münchner Handschrift wird überliefert:
   Den Armen ist nie mer gegeben
   Denn guot geding und übel leben.
In der ›Postille‹ Geilers von Kaysersberg heißt es: »Dornoch so kümpt die Weynachten, so seynd wir dann wieder froehlich. Es heisset yetz guotts dings sein«. Recht anschaulich sagt Jeremias Gotthelf in seinem ›Bauernspiegel‹: »Er strich alles, was ihm angehörte, heraus, so daß ich voll guter Dinge mit ihm aufbrach«. Die Wendung begegnet öfters im Märchen, so in Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 20, 36, 54, 60, 92, 101 und 177.
   Ein Ding drehen: einen Einbruch, Raubüberfall oder ähnliches ausführen; die Redensart stammt aus der Gaunersprache und umschreibt ›Verbrechen‹ verhüllend mit dem neutralen ›Ding‹. Davon ist in der Umgangssprache abgeleitet: Das Ding werden wir schon drehen (schaukeln, deichseln, fingern): die Sache werden wir meistern und zum Ziel führen. Ebenfalls tabuistisch: Einem ein Ding verpassen: ihm eins auswischen.
   Sich mit großen Dingen tragen: große Entwürfe machen, Pläne haben.
   Ein Ding tun: sich zu einer Handlung entschließen, findet sich schon in Val. Schumanns ›Nachtbüchlein‹, II:
   Dieweil that der wirt ein ding
   und verkaufft die 300 chineysen.
Über den Dingen stehen: von den Alltäglichkeiten nicht berührt und belästigt werden; vgl. französisch ›être au dessus de cela‹.
   Ein Ding mit 'nem Pfiff: etwas ganz Besonderes.
   Das ist ein Ding!: Ausruf des Erstaunens über eine ungewöhnliche Sache. Dagegen: Das ist ein dickes Ding: eine schwerwiegende Sache, eine Gefahr, eine Unverschämtheit, auch als Ausdruck der Empörung gebräuchlich, dick.
   Den Dingen ihren (freien) Lauf lassen: in ein schwebendes Verfahren nicht eingreifen wollen, keine Beeinflussung oder Verhinderung beabsichtigen; vgl. französisch ›laisser les choses aller leur cours‹.
   Die Redensart Der Dinge warten, die da kommen sollen bezieht sich auf Lk 21, 26. Die Dinge an sich herankommen lassen: in Ruhe die Entwicklung abwarten und sich nicht unnötig schon vorher aufregen.
   Die Dinge (das Kind) beim rechten Namen nennen: mit schonungsloser Offenheit vorgehen, Klarheit schaffen; vgl. französisch ›appeler les choses par leur nom‹.
   Krumme Dinger drehen (machen): saloppe Wendung für: illegale Handlungen aushecken oder begehen, sich mit Betrügereien befassen. Bei undurchsichtigem Gerede ist daher häufig die Mahnung zu hören: ›Mach keine krummen Dinger!‹ Der Ausdruck ›Dinger‹ steht als Mehrzahl für Ding, läßt aber – anders als bei der singularen Form ›Ding‹ bzw. ›Dings‹ –
meist auf strafbare Handlungen schließen. Dagegen steht ›Ding‹ oder ›Dings‹ in der Volkssprache für jede Sache oder jeden Gegenstand, den man nicht näher bezeichnen will oder kann, meist, wenn einem gerade das treffende Wort nicht einfällt. Daraus sind die kuriosesten Wendungen entstanden: ›Gib mir mal das Dings (-bums) da‹; ›Der Dings hat mir gesagt‹; ›Die Dings wird das wissen‹; ›Der Dinges ist doch ein blöder Kerl‹; ›Das ist ein komischer Dingerich‹; ›Wir übernachteten in Dings‹ (und als erweiterte Wendung in ›Dingskirchen‹) usw. Einige dieser Wendungen sind literarisch geworden. Im Lustspiel, im Schwank und in der Glosse begegnet vor allem der Ausdruck ›Dingsda‹ als Eigenname sehr häufig: »Der Fremde ist kaum gegangen, so meldet sich der Herr von Dingsda durch Herrn von Jemand« (in der Berliner Zeitung ›Feuerspritze‹ [1854], Nr. 48); »der Feldmarschall Soundso und General Dingsda, der ehrenwerte Soundso und Generalmajor Sir Dingsdort ...« (Augsburger Allgemeine Zeitung [1855], Nr. 101). In diesen Zusammenhang gehört auch die Operette von E. Künnecke: ›Der Vetter aus Dingsda‹.
   Auch im Lied begegnet ›Ding‹ als verhüllende Bezeichnung für die Wünsche der Tochter, die sie nicht offen auszusprechen wagt:
   Mutter, ich will en Ding han!
   Was für 'n Ding, min Herzenskind?
   E Ding, e Ding.
Die Mutter macht in den nächsten Strophen verschiedene Geschenkvorschläge, bis sie schließlich errät, daß ihre heiratsfähige Tochter einen Mann haben möchte.
• CH. WELCH: ›Give a thing and take a thing‹, in: Journal of American Folklore, 15 (1902), S. 193; F.W. PALMER: ›Not a form thing‹, in: American Speech, 23 (1948), S. 314-315; E. KAUFMANN: Artikel ›Ding‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 742-744; K.S. KRAMER: Artikel ›Dingbedeutsamkeit‹, in: Enzyklopädie des Märchens III, Spalte 674-676.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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