- Duft
- Sich den Duft der großen, weiten Welt um die Nase wehen lassen: in ferne Länder reisen, um das Fluidum anderer Menschen, Regionen und Erdteile kennenzulernen. Die Redensart ist hervorgegangen aus einer Zigarettenwerbung, die sich die Sehnsucht der Menschen zunutze macht, z.B. nach Abenteuern und nach einem Leben in Reichtum, das die angenehmen Seiten der ganzen Welt verspricht.In dieser Wendung wird ein Begriff vom Einzelnen aufs Ganze übertragen. Jeder Gegenstand, jedes Tier, jede Blume und jeder Mensch hat seinen persönlichen Duft, der freilich nicht immer mit dem eines anderen vereinbar ist. Das führt zu allerlei spöttischen Redensarten, wie z.B.: Er (sie) hat ein ganz spezielles Düftchen, womit eine Sorte Seife oder Tabak, Käse, Knoblauch oder Blumen gemeint sein kann. Oft bezieht sie sich auf die völlige Abwesenheit eines Dufts oder auf einen künstlichen Duft wie Rasierwasser oder Parfüm. Wird zuviel davon benutzt, heißt es häufig: Er duftet wie ein Moschusochse. Ähnlich die Wendung Eine Duftwolke verbreiten (hinterlassen) oder die neuere, vom Hundeverhalten abgeleitete Redensart Seine Duftmarke setzen, d.h. man kann mit der Nase riechen, wo jemand war, ohne ihn gesehen zu haben.Duftstoffe stehen für Menschen. Das hat Patrick Süskind in seinem Erfolgsroman ›Das Parfüm‹ deutlich gemacht. Ist ein (zugelegter) Duft gut, hat das häufig die direkte Frage zur Folge: Welche Duftnote bevorzugen Sie? Meist wird sie im Fachgeschäft gestellt, wo sich jemand ›Seinen Duft kaufen‹ will.Unmißverständlich ist die Aufforderung ›Verdufte‹. Der Volksmund verwendet den Ausdruck auch im Sprichwort ›Wenn die Frau verblüht, verduftet der Mann‹; ⇨ Geruch, ⇨ Nase, ⇨ riechen, ⇨ stinken.Aus dem jiddischen ›tow‹ = gut abgeleitet ist das Wort ›dufte‹ = außerordentlich, tadellos, sympathisch.Es hat sich in den Nachkriegsjahren (ca. 1945-60) von Berlin aus über ganz Deutschland verbreitet und war vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt als Ausdruck der Zustimmung und Begeisterung, z.B. für ein hübsches, attraktives Mädchen, eine sog. Dufte Biene. Obwohl das Wort etymologisch nichts mit ›Duft‹ zu tun hat, wurde es dennoch mit Duft oder ›Flair‹ in Beziehung gebracht.• L. RÖHRICH: Gebärde, Metapher, Parodie (Düsseldorf 1967), S. 63; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker (Bonn- Bad Godesberg 1976), S. 1006; A. CORBIN: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Berlin 1984).
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.