- Eisenbart
- Ich bin doch kein Dr. Eisenbarth heißt soviel wie: ich kann keine Wunder vollbringen. Die Redensart hält die Erinnerung an den historischen Wanderarzt Dr. Eisenbarth wach. Bei seinen medizinischen Kollegen war er wenig angesehen, vor allem da er selbst keinen Titel besaß und auch kein akademisch ausgebildeter Arzt war, sondern nur ein geschickter Handwerker der Chirurgie. Auf seinem Grabstein wird er bezeichnet als Johann Andreas Eisenbart (1661-1727), ›Königl.-Großbritannischer, Kurfürstl. Braunschweig.-Lüneburg. privilegierter Landarzt und Kgl. Preuß. Rat und Hofokulist‹. Er galt bei den Zeitgenossen als genialer Operateur, der mit Hilfe einer Komödiantenbühne die Leute geschickt anzulocken wußte. Während er operierte, übertönten laute Musik und die Possen seiner Harlekine die markerschütternden Schreie der Patienten, denn es gab zu dieser Zeit noch keine Narkose im heutigen Sinn. Deshalb nannten seine Neider ihn einen Marktschreier, Schwindler und Quacksalber. Doch zeugen viele Dankesschreiben und Attestate von seinen medizinischen. Taten, ebenso wie von seinen erfolgreichen Kuren mit selbst hergestellten Arzneien. Der Nachwelt blieb er jedoch in der Hauptsache als jener marktschreierische und wenig zimperliche Dr. Eisenbarth in Erinnerung, wie er in einem um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstandenen und zuerst im ›Neuen Kommersbuch‹ (Göttingen 1818), S. 368 abgedruckten Studentenlied beschrieben wird. Es beginnt mit den Worten:Ich bin der Doktor Eisenbarth,Kurier die Leut' auf meine Art ...Daß er anders war als sein Ruf – wie eine Gedenktafel an seinem Sterbehaus in Hannoversch-Münden verkündet –, beweisen auch zeitgenössische Quellen. Sie dienten als Grundlage für die Eisenbarth-Biographie von E. Pies, durch die das einseitige Bild korrigiert wurde. Sehr eindrucksvoll ist auch sein Wappen, das zu der Gattung der ›redenden Wappen‹ gehört und eine Erläuterung seines Namens darstellt: einen Strauß mit einem Hufeisen im Schnabel, wobei das Hufeisen wie ein eiserner Bart aus dem Schnabel des Vogels heraushängt, und als Helmzier einen gekrönten, bärtigen Mann.• A. KOPP: Eisenbarths Wappen. In: Zeitschrift für Bücherfreunde, 7 (1903/04) I, S. 469; E. PIES: Ich bin der Doktor Eisenbarth (Genf 1977).}Doktor Eisenbarth. Münchener Bilderbogen Nr. 186: Doctor Eisenbart.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.