Ellenbogen

Ellenbogen
Ellenbogen haben bzw. Seine Ell(en)bogen zu gebrauchen wissen: sich rücksichtslos durchsetzen; vgl. französisch ›savoir jouer des coudes‹ (mit den Ellenbogen zu spielen wissen). Sich mit den Ellbogen durchboxen: Seinen Weg machen ohne Rücksicht auf andere. Er trägt Rasierklingen an den Ellbogen heißt es von dem, der ›ohne Gnade und Barmherzigkeit‹ seine Ziele verfolgt.
   Dagegen: keine Ellenbogen haben: kraftlos sein, sich nicht durchsetzen können. Die Ell(en)bogen frei haben müssen: der Bewegungsfreiheit bedürfen; vgl. dazu das seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts belegte Wort ›Ell(en)bogenfreiheit‹. Vgl. französisch ›avoir les coudées franches‹.
   Mit dem Ellenbogen kann der Mensch oft mehr Kraft entfalten als mit der Hand oder dem Handgelenk; daher die Redensart Kopf und Ell(en)bogen zusammennehmen: alle seine Kräfte zusammenraffen; obersächsisch sagt man beispielsweise von einer Rede: ›Do gehört Kopp un Ellbogen derzu‹; auch: ›Kopp, Genie und Ellenbogen‹.
   Nachts nur auf den Ellenbogen zu liegen ist ein Zeichen für leichten Schlaf und Wachsamkeit; z.B. schwäbisch ›Zur Erntezeit schlafen die Bauern nur auf dem Ellebogen‹.
   Sehr verbreitet sind die auf einen Geizhals zielenden Redensarten: Er hat einen steifen Ellenbogen; er kann den Ellenbogen nicht krumm kriegen; er kann mit dem Ellenbogen nicht in die Tasche kommen: er gibt nur ungern Geld aus, die auch mundartlich bezeugt sind. Vgl. niederländisch ›Hij kan met zinje ellebogen niet in zijn' zak komen‹. Im Gegensatz dazu heißt es im Französischen ›Il lève bien le coude‹ (wörtlich: ›Er hebt den Ellenbogen gern‹: er säuft gern).
   Bis an (über) den Ellenbogen ist eine beliebte volkstümliche Wendung zur Bezeichnung von Übertreibung und Unbescheidenheit; z.B. mecklenburgisch ›Dee fohrt ümmer bet'n Ellbagen in'n Pund Botter rin‹, er übertreibt. Schon 1709 bei Johannes Fiedler: »Sie sagten bis über den Ellenbogen Gehorsam zu, da sie doch wohl ein Glied am kleinsten Finger zu halten im Herzen gedachten«.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Ellenbogen [1] — Ellenbogen, 1) der obere u. hintere Theil des Vorderarmes; daher Ellenbogenarterien, s.u. Armarterien; Ellebogengelenk u. Ellenbogenröhre, s.u. Armknochen C); Ellenbogengelenkentzündung (Olenarthrocace), als Gelenkrheumatismus beginnend od. als… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ellenbogen [2] — Ellenbogen, Stadt, so v.w. Ellnbogen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ellenbogen — Ellenbogen,der:seineEllenbogengebrauchen:⇨rücksichtslos(2) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Ellenbogen — *1. Am Ellenbogen fehlt s dem nicht, sondern da – (auf die Stirn zeigend). (Nürtingen.) *2. Er hat seine Ellenbogen frei. Er kann thun, was er will, er steht nicht unter Vormundschaft. Frz.: Avoir ses coudées franches. (Lendroy, 786.) Holl.: Hij… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Ellenbogen — Ellbogen * * * El|len|bo|gen [ ɛlənbo:gn̩], der; s, : Ellbogen. * * * Ẹl|len|bo|gen 〈m. 4〉 = Ellbogen * * * Ẹl|len|bo|gen usw.: ↑ Ellbogen usw. * * * Ẹll|bo|gen, Ellenbogen, der; s, [mhd. el(l)enboge, ahd. el( …   Universal-Lexikon

  • Ellenbogen — 1. Herkunftsname zu den Ortsnamen Ehlenbogen (Baden Württemberg), Ellbogen, Ellenbogen (Bayern), Elbogen/Loket (Westböhmen). 2. Wohnstättenname für jemanden, der an einer Biegung des Weges oder eines Wasserlaufs wohnte …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

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