faul

faul
Vor Faulheit stinken: arbeitsscheu sein; Wortspielerei mit den verschiedenen Bedeutung des Wortes faul; vgl. Er ist so faul, daß er stinkt; stinkfaul; stinkend faul.
   Faulheit laß los! sagt man besonders dann, wenn man sich faul hin und her rekelt, als ob man mit der Faulheit ringe.
   So faul wie Mist, so faul wie Galgenholz: sehr faul. Ähnlich: ›Faul wie eine ein paar Tage alte Leiche‹. Es handelt sich hierbei um ein Sprachspiel mit der Doppelbedeutung von ›faul‹ = träge, müßig und in Verwesung übergehend.
   Im Deutschen wird der Tiervergleich ›Fauler Hund‹ bevorzugt, der auch als Schimpfwort begegnet, während im Französischen die angebliche Faulheit anderer Tiere eine Rolle spielt: ›paresseux comme une couleuvre (Natter), comme un lézard (Eidechse), comme un loir‹ (Siebenschläfer).
   Der Faule wird in den Mundarten, z.B. in Schwaben, in mancherlei Weise umschrieben; man sagt von einem solchen Menschen: ›Dear ma(g) net geara dicke Brettla boahra‹; ›dear ma(g) koi dicke strick a'reißa‹; ›dear tät geara schaffa, aber was bei de Ärmel nausguckt, ma(g) nix tua‹; ›dear isch geara dau, wau scho g'schafft isch, aber no it gessa‹; ›dear goht d'r Arbet am liabschta aus'm Weag‹; ›dear tät am liabschta d'r Arbet mit d'r Leich gauh‹; ›dear g'heart zu deane, dia wo lauter roate Täg im Kalender hau möcht'n‹; ›deam wär's recht, wenn's äll ander Täg Sommte wär und d'Wuch no a paar Feirte hätt‹; ›deam sei liabschta Arbet isch: a verreckt's Goißle hüata em a ei'gmachta Zau‹; ›dear isch so faul, daß 'm 's Broat im Maul dinn verschimmlat‹; ›dear isch z'faul, daß 'r's Maul aufmacht‹; ›dear isch z'faul zom schnaufa‹; ›dear isch zom Essa z'faul‹; ›dear isch z'faul, daß 'r stinkt‹, Arbeit.
   Nicht faul sein im Sinne von schnell bereit zu etwas, findet sich bereits in der ›Ehrlichen Frau Schlampampe‹ (S. 73, 85): »Claus ist sonsten nicht faul, Er klopft dich ...« Wir brauchen heute die Redensart in appositioneller Kürzung: z.B. ›Er aber, nicht faul, zog den Degen‹.
   Es ist etwas faul im Staate Dänemark, ist eine Zitatübersetzung aus Shakespeares ›Hamlet‹ (I,4): »Some thing is rotten in the state of Denmark«. Vgl. französisch ›Il y a quelque chose de pourri dans le royaume de Danemark‹. Das berühmte Zitat beruht möglicherweise auf einem Interpretationsfehler, wie schon 1904 von Brauscheid überzeugend nachgewiesen wurde: Da Hamlet für Dänemark steht – in gleicher Weise wie Burgund für den Herzog von Burgund und France für den König von Frankreich –, ist mit dem Ausspruch des Marcellus nicht der Staat von Dänemark gemeint, sondern der Gesundheits- bzw. Geisteszustand (state) des Hamlet, der auch als ›Dänemark‹ bezeichnet wird. Es müßte daher in der Übersetzung heißen: Es ist etwas krank (faul) im Kopf (Geist) von Dänemark, d.h. von Hamlet. Trotz dieser Richtigstellung hat sich das Mißverständnis in der Übersetzung hartnäckig bis heute gehalten.
   Ein Faulpelz sein: sich vor der Arbeit drücken; ähnlich: die Faulkrankheit haben; ein Faultier sein.
• BRAUSCHEID: ›Etwas ist faul im Staate Dänemark‹, in: Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins 19 (1904), S. 213-214; A.V. KOCH: »A new interpretation of ›Something is rotten in the state of Denmark‹«, in: Moderna Sprak 9 (1915), S. 157-160; S. SEGERSTRÖM: ›Something is rotten in the state of Denmark‹, in: Moderna Sprak 9 (1915), S. 199-203; A. STENHAGEN: ›Something is rotten in the state of Denmark‹, in: Moderna Sprak 10 (1916), S. 28-29; T.R.K.A. ROSE: Ein fauler Kopf, ein faules Ei. Sprichwortsammlung rund um die Faulheit, in: Deutsche Bergwerkszeitung (Essen 1927), Nr. 226, S. 8; G. BREUER: Der Faule im Volksmund, in: Rur Blumen (Jülich 1941), S. 64; E. MOSER-RATH: Artikel ›Faulheitswettbewerb‹, in: Enzyklopädie des Märchens IV, Spalte 900-905; K HORN: Artikel ›Fleiß und Faulheit‹, in: Enzyklopädie des Märchens IV, Spalte 1262-1276.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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