Frucht

Frucht
Die verbotene Frucht gegessen haben, auch: von der verbotenen Frucht gekostet haben: unerlaubten (vorzeitigen) sexuellen Umgang gepflegt haben. Die euphemistischen Wendungen beziehen sich auf den ›Sündenfall‹ (Gen 3,6), ebenso das Sprichwort ›Verbotene Früchte schmecken gut (süß, am besten)‹.
   Das Wort ›Frucht‹ geht auf lateinisch ›fructus‹ zurück, das von der Verbform ›frui‹: genießen, Nutzen ziehen abgeleitet ist. Eine Frucht der Liebe sein: aus einer unehelichen Beziehung hervorgegangen sein: ähnlich die Frucht ihres Leibes sein: ihr Kind sein; vgl. Elisabeths Gruß an Maria: »gebenedeit ist die Frucht deines Leibes« (Lk 1, 42).
   Ein (nettes, sauberes) Früchtchen sein: ein mißratenes Kind, ein Taugenichts sein: seit dem 18. Jahrhundert ironische Bezeichnung für Heranwachsende, die sich über alle Regeln hinwegsetzen, die einen unmoralischen Lebenswandel führen; vgl. das Sprichwort ›Wie die Zucht, so die Frucht‹.
   Ursprünglich auf die Früchte des Baumes beziehen sich auch die folgenden Wendungen, die auf den Menschen und sein Tun übertragen worden sind: »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen«: ihre Taten, Ergebnisse, Erfolge zeigen ihre wahre Gesinnung. Die Wendung stammt aus der ›Bergpredigt‹ (Mt 7,16), in der Jesus vor falschen Propheten warnt; ähnlich »An den Früchten erkennt man den Baum« (vgl. Mt 12, 33) oder ›Wie die Frucht, so der Baum‹.
   Die süßesten Früchte begehren (nicht erreichen): das Beste für sich beanspruchen (das Köstlichste nicht erlangen können). Vgl. hierzu den Refrain eines Schlagers:
   Die süßesten Früchte
   fressen nur die großen Tiere.
   Und weil wir beide klein sind
   und diese Bäume hoch sind,
   erreichen wir sie nie.
In seinem Gedicht ›Trost‹ von 1786 stellt G.A. Bürger sprichwörtlich fest:
   Wenn dich die Lästerzunge sticht,
   so laß dir dies zum Troste sagen:
   Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
   woran die Wespen nagen.
Etwas wird (reiche) Frucht tragen: es wird mit Erfolg belohnen; ähnlich Hundertfältige Frucht tragen (vgl. Mt 13,8).
   Die Früchte seiner Arbeit (Mühe, seines Schweißes) genießen: Wohlverdientes genießen, aber auch ins Negative gewendet: die Früchte seines Leichtsinns (seines Ungehorsams) ernten: die bösen Folgen tragen müssen.
   Die Frucht langjähriger Arbeit sein: das Ergebnis wissenschaftlicher Forschung, künstlerischen Ringens.
• J.L. SUTHERLAND: Artikel ›Frucht, Früchte‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 437-443; L. RÖHRICH: Adam und Eva. Das erste Menschenpaar in Volkskunst und Volksdichtung (Stuttgart 1968); DERS.: Der Baum in der Volksliteratur, in Märchen, Mythen und Riten, in: Germanistik aus interkultureller Perspektive, en hommage à Gonthier-Louis Fink (Strasbourg 1988), S. 9-26.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frucht- — Frucht …   Deutsch Wörterbuch

  • Frücht — Frücht …   Wikipédia en Français

  • Frucht — (Fructus), 1) die Samen mit ihren reisenden od. schon zur Reise gekommenen Hüllen (Fruchthüllen). Eine echte F. (F. verus) ist die, welche nur aus dem ausgebildeten, zuweilen von der Blüthenhülle umwachsenen F knoten mit den Samen, od. nur aus… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Frucht — Frucht: Ahd. fruht (mhd. vruht) »Feld , Baumfrucht« ist aus gleichbed. lat. fructus entlehnt, das als Substantivbildung zu lat. frui »genießen« (daneben frux »Frucht«, ↑ frugal) zur Sippe des unter ↑ brauchen behandelten Verbs gehört. Von den… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Frucht [1] — Frucht (lat. fructus, hierzu die Tafel »Fruchtformen«) heißt bei den Pflanzen jedes Organ, das als Hülle eines oder mehrerer Samen auftritt. Im strengen Sinne bedeutet F. nur das nach stattgehabter Befruchtung weiter ausgebildete Gynäzeum der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Frucht [2] — Frucht, in rechtlicher Beziehung, s. Früchte …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Frucht [3] — Frucht (Leibesfrucht), s. Embryo …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Frucht — Fruchtformen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Frucht — Frucht, in der Botanik der ausgebildete Fruchtknoten der Phanerogamen, besteht aus den Samen und dem Fruchtgehäuse (Fruchthülle, Perikarpium). Bilden noch andere Blütenteile mit dem Fruchtknoten sich zur F. um, so entsteht die Schein F. oder… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Frucht — Frucht, in botan. Beziehung, heißt zur Zeit der Samenreife, was der Stengel oder Staubweg zur Zeit der Blüte war, wobei der F.knoten (der die Samenknospen umschließende, auf dem F.boden aufsitzende unterste, meist rundliche Theil des Stempels)… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Frucht — Frucht, von Blüten, Blütenteilen oder Blütenständen gebildetes Organ, das die reifenden Samen umgibt und sich bei ihrer Reife entweder öffnet und sie freigibt (⇒ Streufrucht) oder geschlossen bleibt (⇒ Schließfrucht) und als Ausbreitungsorgan (⇒… …   Deutsch wörterbuch der biologie

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”