Fuchsschwanz

Fuchsschwanz
Den Fuchsschwanz streichen: schöntun, nach dem Munde reden, schmeicheln; eigentlich ›mit dem Fuchsschwanz streichen‹. Das Streichen mit dem Fuchsschwanz, der sehr weich ist, verursacht keine Schmerzen. Daher auch: einen mit einem Fuchsschwanz schlagen: ihn zu milde bestrafen, analog: mit einem Fuchsschwanz scheren, hat auch den Nebensinn: um jemandem zu gefallen, lügen.
   Füchsische Falschheit spricht aus der französischen Redensart ›se donner la discipline (se fouetter) avec la queue de renard‹: nach außen hin Entsagung üben, im Verborgenen aber herrlich und in Freuden leben.
   Dem ursprünglichen Sinn wird es wohl sehr nahe kommen, wenn Lehmann 1639, S. 341 (›Glimpff‹ 9) verzeichnet: »Zu Hoff vnnd im Regiment muß man den staub vnd vnrath mit Fuchsschwäntz abkehren«. Bei Geiler von Kaysersberg heißt es einmal: »Christus hat den Juden nit den Fuchsschwanz durch das Maul gezogen, sunder ihnen gestrelet mit der Hechel«; hier ist die ursprüngliche Vorstellung schon verwischt, und es spielt die Redensart ›Einem das Hälmlein durch das Maul ziehen‹ ( Halm) herein. Hans Sachs verbindet mit dem Fuchsschwanz die Redensart vom Federlesen, indem er die Metzen im Venusdienst sagen läßt:
   Da wir den Armen vnd den Reichen
   Mit einem Fuchsschwantz die Federn abstreichen.
Ein weiterer Beleg findet sich in Hans Sachs' 69. Fastnachtsspiel, wo der buhlerische Pfarrer sagt:
   Die (Mesnerin) ligt mir tag vnd nacht im sin.
   Doch sicht so eben drauff ir mon,
   Er solt wol das falt uebel hon,
   Dem ich mich erzaig freuntlich gancz
   Vnd streich in stez mit dem fuechsschwancz,
   Wie man spricht: Wer ein frawen schon
   Wil pueln, mues vor hin pueln den mon.
Bei Wenzel Scherffer (›Gedichte‹, 1652) erscheint die Wendung einen Fuchsschwanz verkaufen: schöntun, heucheln: »Weil Ich wil daß niemand Ihr einen Fuchsschwanz sollt verkauffen, noch zu betteln was vor mich die saurengichten anlauffen«. Dazu gehört auch die herbe Aufforderung: verkaufe mir keinen Fuchsschwanz! das heißt, erkläre dich offen, mache keine Winkelzüge!
   Den Fuchsschwanz feiltragen: schmeichlerisch loben, und einen Fuchsschwanz abgeben: andere Menschen herabsetzen.
   In Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ (I, 374, 12): »Mit diesem Fuxschwantz«, mit dieser Schmeichelei. Im gleichen Roman tritt auch die Verkürzung der Redensart zu dem Verbum fuchsschwänzen = schmeicheln auf: »ich wuste meinem Rittmeister so trefflich zu fuchsschwäntzen« (III, 15, 29). Später finden sich daneben auch die Ausdrücke ›Fuchsschwänzer‹ für Schmeichler, ›Fuchsschwänzerei‹ für Schmeichelei. ›Fuchsschwanz‹ heißt auch die einseitig gezahnte Blattsäge mit dem seitlichen Rundgriff. Der Fuchsschwanz ist seit dem Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart ein häufiges Attribut des Narren.
• W. MEZGER: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur (Konstanz 1991), besonders S. 258-268.}
Fuchsschwänzer. de Bry: Emblemata, Nr. 40.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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