- Garaus
- Einem den Garaus machen: ihn umbringen. Der Begriff Garaus ist die zum Hauptwort erhobene adverbiale Formel ›gar aus‹ im Sinne von ›ganz, vollständig aus‹; er taucht in unserer Sprache zuerst im Frühneuhochdeutschen auf. Mit dem Ruf ›gar aus!‹ wurde im alten Regensburg und besonders in Nürnberg die Polizeistunde in den Wirtshäusern geboten; allmählich übertrug man ihn auch auf die Tageszeit, zu der er erfolgte, und auf den Glockenschlag, der das Ende des Tages verkündete. Bei Hans Sachs sind Wortbildungen wie ›Garausglocke‹ und ›Garauszeit‹ für Nürnberg bezeugt, z.B. in der ›Wolfsfabel‹:Wann man die garaus glocken laut,Dann muß ichs zahlen mit der haut.Der Garaus erscheint im 16. Jahrhundert in den Wendungen den Garaus spielen, den Garaus singen zur Bezeichnung des letzten Tanzes und des letzten Liedes am Abend (⇨ Kehraus). Noch im 19. Jahrhundert bezeichnete man in Nürnberg das Abendläuten als gâras. Bildlicher Gebrauch des Wortes findet sich zuerst bei Kirchhoff (›Wendunmuth‹ 4, 382): »wenn es auff der großen Uhren, wie zu Nürnberg und anderstwo bräuchlich, nach der Tagläng ... abendts den Garauß schlägt, soll man sich erinnern, daß auch mit uns allen ... letzlich der Garauß kommen werde«. Fincelius schreibt 1566 in den ›Wunderzeichen‹ (Q 7a) »Welchen allen der Herr Christus mit dem Fewer seines Jüngsten Gerichtes ein Ende und Garauß ... machen wirdt«. Kaspar Stieler bucht 1691 (›Stammbaum‹, S. 69): »Garaus, der / ruina, interitus rei, den Garaus mit einem spielen, einem den Garaus machen / funditus aliquem perdere ...« Daneben kennt Stieler noch ›Garaussaufen‹, trinken, entstanden aus gar austrinken. Vgl. auch den Refrain eines Volksliedes bei Uhland (Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder): »Drincks gar aus, drincks gar aus«. Davon ist abhängig das im Französischen bei Rabelais belegte ›boire carrous et alluz‹ und englisch ›a deep carouse‹.• W. GEBHARDT: Artikel ›Garaus‹, in: Trübners Deutsches Wörterbuch III, S 16a.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.