Glanz

Glanz
Welcher Glanz in meiner Hütte: Ausdruck der Begrüßung eines unerwarteten Besuchers. Die Redensart ist ein entstelltes Zitat aus Schillers ›Jungfrau von Orleans‹ (Prolog, 2. Auftritt): »Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?«
   In neuem Glanz erstrahlen: eine Erneuerung erfahren haben, aufpoliert sein, wie z.B. ein renoviertes Gebäude oder eine Kupferkanne, die man ›Auf Hochglanz bringen‹ ließ.
   Mit dem Begriff ›Glanz‹ wurden aber auch der Aufwand, der Prunk und die Pracht des höfischen Lebens umschrieben, wie er z.B. noch in dem Begriff ›Sonntagsstaat‹ enthalten ist und in der Wendung in vollem Glanze erstrahlen zum Ausdruck kommt. Was in früherer Zeit ganz ernst gemeint war, ist heute nur noch als scherzhafter Kommentar zu verstehen für jemanden, der seinen Sonntagsanzug angezogen hat oder sich fein herausgeputzt hat. Auch die Wendungen das Glanzstück (einer Kollektion) sein und eine Glanznummer sein deuten auf Prunk, werden aufgrund des gesellschaftlichen Wandels heute jedoch auf andere ›Glanzvolle Ereignisse‹ bezogen, wie z.B. eine wertvolle Schmuckausstellung oder eine gelungene Zirkusnummer. Ähnlich die Wendung: einer Sache Glanzlichter aufsetzen: ihr einige Höhepunkte beifügen. Sie wird vor allem von Malern gebraucht, die an besonderen Stellen eines Bildes durch den Auftrag von Weiß dem Bild künstliche Lichter aufsetzen, damit sie ›Einen glänzenden Eindruck machen‹: das heißt überaus beeindruckend sind.
   Sich im Glanze seines (ihres) Ruhmes sonnen: von jemandes Ansehen profitieren, ›Einen Abglanz (seines Ruhmes) erhalten‹. Ursprünglich war der Glanz im religiösen Bereich eine Bezeichnung für das Himmlische, Göttliche, für das Lichte allgemein.
   Mit Glanz und Gloria: ausgezeichnet, häufig aber auch ironisch verwendet: Man kann eine Prüfung mit Glanz und Gloria bestehen, ebensogut aber auch ›Mit Glanz und Gloria durchfallen‹.
   Die Begriffe ›Glanz‹ und ›Gloria‹ wurden ursprünglich auf die Lichtfülle bei der Erscheinung des Herrn, der Mutter Gottes und der Heiligen bezogen und im Zusammenhang damit auch auf die Prachtentfaltung der geistlichen und weltlichen Würdenträger früherer Zeit. So heißt es z.B. bei Abraham a Sancta Clara (1644-1709): »... erscheint sie (die Fürstin) der hl. Jungfrau Luidgarde in groszer glori und glanz«. Später wurden sie auch für andere überragende Ereignisse verwendet, vor allem als verstärkende (stabreimende) Zwillingsformel in der Prägung ›mit Glanz und Gloria‹, wie sie für den Einzug einer herausragenden Persönlichkeit gebraucht wurde. Richard Wagner (Grals-Erzählung, Lohengrin): »Aus Glanz und Wonnen komm ich her«.
   In positiver Bedeutung ist die Redensart schon im 19. Jahrhundert belegt, unter anderem bei W. Raabe (›Der Schüdderump‹ [1870] 2, 153): »... wer ist in Glanz und Gloria auf dem Wege nach Krodebeck?«, desgleichen bei K.H. Waggerl (›Mütter‹ [1935], 252): »mit Glanz und Gloria, dachte sie, würde der Vater kommen ...«. Die Wendung steht darüber hinaus aber auch für die längst vergangene Pracht, wie z.B. in der Floskel von Preußens Glanz und Gloria oder in der Redensart mit Glanz und Gloria untergehen: völlig von der Bildfläche verschwinden.
   Nur positiven Sinn besitzen die Redensarten ein glänzendes Examen machen oder (bei einer Sache) glänzend abschneiden. Spöttisch gemeint ist dagegen die Redensart wie ein Vollmond glänzen: ein rundes Gesicht haben. Durch Abwesenheit glänzen, Abwesenheit.
   Niederdeutsch: ›Das glänzt wie Schnotter (Rotz, Nasenschleim) im Mondschein‹. ›Dat lücht't (glänzt) as 'n schwatt Kalw in Düstern‹.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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