steigen

steigen
Man soll nicht zu hoch steigen wollen: man soll keine hohe Stellung erstreben, wenn man dafür nicht geschaffen ist. Luther bemerkt in seinen ›Tischreden‹ (397a) dazu: »Wer nicht zu hoch steiget, der fellet nicht hart«.
   Er steigt höher, als er Sprossen hat: er treibt mehr Aufwand, als es seine Verhältnisse gestatten.
   Er stieg so hoch, daß ihm die Erde wie ein Apfel erschien: er wurde hochmütig und sah verächtlich auf andere herab, er hat vergessen, wo er hergekommen ist.
   ›Hei öss gestêge, vom Dösch undere Dösch‹ sagt man in Ostpreußen, wenn jemand in schlechtere Verhältnisse geraten ist, wenn ein sozialer Abstieg erfolgte.
   Etwas steigt: es findet statt, es wird veranstaltet, zum Beispiel eine Rede oder ein Ausflug, ein Fest. Die Wendung war bereits im 16. Jahrhundert bekannt. Man sagte: ›Das Lied steigt‹ und meinte ursprünglich das Aufwärtssteigen der Töne damit.
   Hinter etwas steigen: etwas zu verstehen suchen, es ergründen. Die Redensart ist seit 1900 in ganz Deutschland und Österreich verbreitet.
   Hinter jemanden steigen (jemandem nachsteigen): an einem Mädchen Interesse haben, jemandem folgen. Schreiten oder sich begeben waren ursprüngliche Bedeutungen von steigen, daher auch: ins Examen (in eine Prufung) steigen, was als Redensart studentensprachlich bereits im 18. Jahrhundert bekannt war.
   Jemandem aufs Dach steigen Dach.
   Jemanden steigen lassen: ihn erregen, sein Blut in Wallung bringen. Die Wendung stammt aus Oberoesterreich. Sie meint, daß jemand zum Narren gehalten wird, aber von dieser Absicht nichts merkt, was die Freude derjenigen erhöht, die ihn heimlich ›aufziehen‹, vgl. französisch ›faire monter quelqu'un‹.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Steigen — Steigen, verb. irregul. ich steige, du steigst, er steigt; Imperf. ich stieg; Mittelw. gestiegen; Imperat. steig, oder steige. Es ist eigentlich ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert aber in einigen Fällen mit der vierten Endung auch… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Steigen — Blason de Steigen Localisation de Steigen dans le Nordland …   Wikipédia en Français

  • steigen — V. (Grundstufe) sich nach oben bewegen Synonyme: aufsteigen, hinaufsteigen, hochsteigen Beispiel: Er ist über die Leiter aufs Dach gestiegen. Kollokation: aufs Pferd steigen steigen V. (Grundstufe) an Wert gewinnen, Gegenteil zu sinken Synonyme:… …   Extremes Deutsch

  • steigen — steigen: Das gemeingerm. starke Verb mhd. stīgen, ahd. stīgan, got. steigan, aengl. stīgan, schwed. stiga geht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf die idg. Wurzel *steigh »schreiten, steigen« zurück, vgl. z. B. aind. stighnōti… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Steigen [2] — Steigen, im Bergbau allgemein s.v.w. ansteigen. – Das Steigen im besonderen: in bezug auf eine Schicht oder Lagerstätte, eine Linie, welche in der stärksten Neigung derselben gegen die wagerechte Ebene, und zwar von unten nach oben gezogen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • steigen — Vst. std. (8. Jh.), mhd. stīgen, ahd. stīgan, as. stīgan Stammwort. Aus g. * steig a Vst. steigen , auch in gt. steigan, anord. stíga, ae. stīgan, afr. stīga. Außergermanisch vergleichen sich air. tíagu gehe , akslav. postigno̧ti hingelangen,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • steigen — steigen, steigt, stieg, ist gestiegen 1. Die Preise für Milch und Gemüse steigen. 2. Gegen Abend ist das Fieber wieder gestiegen …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Steigen — Steigen, 1) von der Erdoberfläche od. auch von Strecken eines Grubengebäudes, sich in die Höhe erstrecken; 2) von Bären, Bibern u. Fischottern so v.w. gehn; 3) s.u. Zu Baume fallen; 4) von Pferden so v.w. sich bäumen; 5) von Staats u. anderen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Steigen [1] — Steigen, stetig ansteigende Straßenstrecken (s. Serpentinen, Wendeplatten) …   Lexikon der gesamten Technik

  • steigen — [Network (Rating 5600 9600)] Auch: • zunehmen • sich erhöhen Bsp.: • Wie kann ich mein Gehalt erhöhen? …   Deutsch Wörterbuch

  • Steigen — Aufgang; Aufschwung * * * stei|gen [ ʃtai̮gn̩], stieg, gestiegen <itr.; ist: 1. sich nach oben, nach unten oder über etwas fortbewegen: auf einen Berg steigen; in den Keller, auf den Dachboden steigen; in die Badewanne, in den Pool, ins Wasser …   Universal-Lexikon

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