steil

steil
Mit drastisch-komischen Vergleichen wird die Steilheit einer Gebirgsgegend bildhaft verdeutlicht. Da der Bergbauer am Steilhang bei seiner Arbeit gelegentlich sogar Steigeisen anlegen muß, liegt es nahe, dies im Spott auch auf die Tiere zu übertragen. Aus dem Wallis wird zum Beispiel berichtet: »Eine Menge von Höfen und kleinen Weilern liegen seitlich an den Berghängen, die so steil sind, daß ein bekanntes Witzwort spottet, die Saasthaler lassen ihre Hühner mit Fußeisen beschlagen, damit sie nicht vom Berg herunterfallen« (J. Hunziker: Das Schweizerhaus I: Das Wallis [Aarau 1900], S. 119). Auch als Ortsneckerei ist die Wendung belegt: »Der Hang ist so steil, dass man vom Emd sagt, man müsste den Hennen Fusseisen anlegen, damit sie nicht abfallen. Die Emder heissen deshalb scherzweise in der Nachbarschaft ›Hennebschlaer‹« (F.G. Stebler: Die Vispertaler Sonnenberge, in: Jahrbuch des Schweizerischen Alpenclub 56 [1921; publ. 1922], S. 22).
   Die gleiche Vorstellung findet man im Unterwallis, im Kanton Bern, im Emmental, im Bündnerland, aber auch im Allgäu und in Tirol.
   Eine Steigerung der bildhaften Umschreibung der Steilheit bedeutet es, wenn sogar die Bienen Fußeisen anziehen müssen: »Ja, bei ins isch gsund. A guats Wasser habe mr und a Milch und Arbeit gnua und zfriede sein mr, wenn a bei ins ins Bschlabs die Beia (Bienen) Eisa haba müassa« (Maria Lang-Reitstätter: Lachendes Oesterreich [2. Auflage Salzburg 1948], S. 8).
   Eine andere Bildvorstellung besteht am Luganersee: es ist so steil, »dass den Hühnern Säckchen umgebunden werden, damit die Eier nicht den steilen Hang hinab in den See rollen« (J. Jörger: Bei den Walsern des Valsertales, 2. Auflage, bearbeitet von P. Jörger [Basel 1947], S. 8, Anm. 2).
   Menschen, Tiere und Gegenstände muß man anbinden, damit sie nicht vom Hang herunterpurzeln. Dies wird bei kleinen Kindern wohl tatsächlich nötig gewesen sein, wird aber auch scherzhaft von Hühnern und Katzen berichtet.
   Besonders komisch ist es, wenn sogar vom Annageln von Gegenständen gesprochen wird. Die nordsteirischen Waldbauern klagen über die Steilheit ihrer Felder: ›Bei uns wär' not, man nagelt die Erdäpfel am Boden an‹; (M. Lang-Reitstätter: Lachendes Oesterreich [2. Auflage Salzburg 1948], S. 7). Alles, was nicht befestigt ist, kann den Steilhang hinunterfallen, der Bauer beim Arbeiten, die ganze Ernte, zum Beispiel die Kartoffeln, wenn man die Zeile unten öffnet, wie man in Amerika behauptet. In der Umgebung von Innsbruck sagt man sogar, es sei ›so stickt (steil) 'n ass d'Amess'n (Ameisen) oa'kugelt'n‹.
• R. WILDHABER: Bildhafte Ausdrücke für Steilheit, in: Rechtsgeschichte und Volkskunde, Dr. Josef Bielander zum 65. Geburtstag (Brig 1968), S. 103-109.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • steil — steil …   Die deutsche Rechtschreibung

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  • Steil — Steil, er, este, adj. & adv. im gemeinen Leben, sich gerade in die Höhe erstreckend, sich in der Richtung der senkrechten Linie nähernd, wofür in der anständigern Sprechart jähe üblich ist; im Gegensatze des flach, sanft, im Bergbaue donlege, im… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • steil — Adj std. (9. Jh.), mhd. steigel, ahd. steigal, mndd. steil, mndl. steil Stammwort. Adjektiv Ableitung zu steigen, also etwa ansteigend . Ähnlich ae. stǣgel und mit intensivierender Gemination stickel, mhd. steckel, ahd. * steckal (steccheli… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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