Gnadenbrot

Gnadenbrot
Jemandem das Gnadenbrot geben: aus Mitleid den Lebensunterhalt geben; gemeint ist hier die Unterstützung, die man alten, erwerbsunfähigen Menschen für den Rest ihres Lebens zusichert. Betagte Menschen sind häufig auf die Barmherzigkeit ihrer Kinder angewiesen, sie müssen das Gnadenbrot essen. Mit Bitterkeit vermerkt schon der Talmud (3. Jahrhundert): »Wer das Gnadenbrot seiner Nächsten essen muß, dem verfinstert sich die Welt«. In einem Gedicht Gottfr. Aug. Bürgers (›Mannstrotz‹, 1788) heißt es:
   Solang' ein edler Biedermann
   Mit Einem Glied sein Brot verdienen kann,
   So lange schäm' er sich, nach Gnadenbrot zu lungern!
   Doch tut ihm endlich keins mehr gut,
   So hab' er Stolz genug und Mut,
   Sich aus der Welt hinaus zu hungern.
Vgl. auch das Sprichwort ›Gnadenbrot schmeckt bitter‹. Die Redensart wird auch auf Tiere (besonders Pferde) angewendet, die dem Menschen jahrelang treu gedient haben.
• H. KRAUSE: Artikel ›Gnade‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 1714-1719; H.-J. UTHER: Artikel ›Letzte Gnade‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1324-1331.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Gnadenbrot — bezeichnet: Gnadenbrot (Tierpflege), die Haltung eines nicht mehr leistungsfähigen Tieres Gnadenbrot (Almosen/Mittelalter), ein Almosen oder eine milde Gabe Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer …   Deutsch Wikipedia

  • Gnadenbrot — das Gnadenbrot (Oberstufe) einem Tier, das nicht mehr leistungsfähig ist, aus Mitleid oder Dankbarkeit Futter und Pflege bis zu dessen Tod zuteil werden lassen Beispiel: Sie haben dem alten Hund das Gnadenbrot gewährt. Kollokation: auf das… …   Extremes Deutsch

  • Gnadenbrot — * Das Gnadenbrot essen. Holl.: Hij eet genadebrood. (Harrebomée, I, 229.) [Zusätze und Ergänzungen] 2. Gnadenbrot im Alter ist hart, die alten Zähne können s nicht beissen. – Horn, Spinnstube, 1857, S. 212 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gnadenbrot — Spende; Obolus; milde Gabe; Scherflein (umgangssprachlich); Zuwendung; Gnadengeschenk; Almosen; Gabe; Armengeld * * * Gna|den|brot 〈n. 11; unz.; fig.〉 Versorgung ( …   Universal-Lexikon

  • Gnadenbrot — Gna̲·den·brot das; nur Sg; meist in einem Tier das Gnadenbrot geben / gewähren meist ein Pferd, das jetzt alt und schwach ist, weiter füttern und pflegen (weil es früher viel gearbeitet hat) …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Gnadenbrot — Gnade: Mhd. g‹e›nade »Rast, Ruhe; Behagen, Freude; Gunst, Huld; ‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, ahd. gināda »‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, niederl. genade »Gnade«, aisl. nađ »Ruhe; Frieden; Schutz; ‹göttliche› Gnade«… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Gnadenbrot (Almosen/Mittelalter) — Die Bezeichnung Gnadenbrot definiert die heute angewendeten Wörtersynonyme Almosen oder milde Gabe. Gnadenbrot ist eine materielle Gabe an einen gestraften Empfänger ohne Erwartung einer materiellen Gegenleistung dieses Empfängers. Es… …   Deutsch Wikipedia

  • Gnadenbrot (Tierpflege) — Der Ausdruck Gnadenbrot erteilen bezeichnet seit dem 18. Jahrhundert die Haltung eines alten, nicht mehr leistungsfähigen Pferdes. Aufgrund seiner bisherigen Lebensleistung wird ihm dennoch vom Besitzer Pflege und Versorgung im Alter bis zum Tode …   Deutsch Wikipedia

  • Gnadenbrot, das — Das Gnadenbrot, des es, plur. car. im gemeinen Leben, der Unterhalt, welchen man jemanden aus Gnade, das ist, aus Barmherzigkeit ertheilet. Das Gnadenbrot bey jemanden essen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gnadenbrot — Gna|den|brot …   Die deutsche Rechtschreibung

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