Godersprech

Godersprech
Als Godersprech (Gopfersprich) (eigentlich: Gott verspricht): als ob, gleichsam, anscheinend, als ob er sagen wollte; in zahlreichen mundartlichen Varianten (gottsprich, gottwohlsprich, goppelsprich, goppekeit, gottsamtkeit, sam goggala u.v.a.m.) in fast allen Teilen Deutschlands gebräuchlich ›Gott‹ gehört ursprünglich in diese Redensart nicht hinein, sondern ist mißverstanden aus kode, Konjunktiv des ausgestorbenen Verbums quëdan = sagen, sprechen, mittelhochdeutsch koden oder quëden. Verwechslung von ›kod‹ und ›Gott‹ konnte vor allem da leicht eintreten, wo sich g und k mundartlich kaum unterscheiden. Dem Ursprung der Redensart am nächsten steht heute noch altenburgisch ›als gott her‹, eine direkte Fortsetzung von althochdeutsch ›als kod(e) er‹ = als ob er spreche. Ein tieferer Eingriff in die ursprüngliche Gestalt der Redensart ergab sich später dadurch, daß der Begriff des Sprechens aufgefrischt wurde, da das veraltete Verbum quëdan nicht mehr verstanden wurde. So entstand die heute gebräuchliche tautologische Bildung, in der man im 15. Jahrhundert kot als ›Gott‹ mißverstand. Eine andere Gruppe von Formeln, wie schweizerisch und bairisch-österreichisch gottmerchît, gottikait, enthalten die Nebenform chît, kait zu quëdan = sprechen.
• G. FRANCK: Godersprech und Verwandtes, in: Zeitschrift für deutsche Mundarten 3 (1908), S. 289-302.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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