- Hekuba
- Bei mir Hekuba!: ich hab' kein Interesse, weiß von nichts. Die Redensart hat ihren Ursprung in Shakespeares Hamlet. Dort heißt es (II, 2): »Was ist ihm Hekuba, / was ist er ihr, / Daß er um sie soll weinen«. Hekuba war die Mutter Hektors, der in Homers ›Ilias‹ (VI, 450ff.) zu Andromache sagt, ihn bekümmere das Leid der Trojaner, des Priamus und selbst seiner Mutter Hekuba weniger als das ihre. Die Anregung zu diesem berühmt gewordenen Satz erhielt Shakespeare von Plutarch. Dieser berichtet im ›Leben des Pelopidas‹, Kapitel 29, der grausame Tyrann Alexander von Phera († 359) in Thessalien sei von einer Aufführung der ›Trojanerinnen‹ des Euripides so gerührt gewesen, daß er vorzeitig das Theater verließ, vorher aber dem Darsteller der Hekuba sagen ließ, er ginge nicht seinetwegen, sondern weil er sich vor seinen Untertanen schäme, wenn sie ihn über das Unglück der Hekuba und Andromache weinen sähen, da er sich durch das Schicksal keines seiner vielen Untertanen, die er habe umbringen lassen, jemals zu Mitleid und Erbarmen habe bewegen lassen. Es ist anzunehmen, daß Shakespeare bei der Formulierung des Satzes diese Episode vor Augen hatte. Die weiteste Verbreitung fand die Wendung ›Was ist ihm Hekuba?‹ durch Bismarck, der sie in seiner Reichstagsrede vom 11. Januar 1887 auf Deutschlands Verhältnis zu Bulgarien anwandte. Heute begegnet sie fast nur noch in der Version ›Bei mir Hekuba‹, durch die man mit einer gewissen Selbstironie seine Ahnungs- und Interesselosigkeit bekundet.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.