- arm
- Der redensartliche Vergleich Arm wie Hiob (Job) stützt sich auf das ganze biblische Buch Hiob oder auch speziell auf Hiob 17, 6 (»Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gemacht«); auch französisch ›pauvre comme Job‹. Der weniger häufige redensartliche Vergleich Arm wie Lazarus beruht auf Lk 16, 20.Da es in der Kirche keine Speisekammer gibt, bedeutet Arm wie eine Kirchenmaus: sehr arm (seit dem 18. Jahrhundert bezeugt); entsprechend englisch ›as poor as a churchmouse‹, ebenso französisch ›gueux comme un rat d'église‹ (veraltet), ⇨ Kirchenmaus. Gleichbedeutend: Arm, schmierig, aber brav. Armer Teufel ⇨ Teufel; Armer Judas ⇨ Judas. Daneben gibt es in den Mundarten eine Fülle von redensartlichen Vergleichen der Armut, z.B. schwäbisch ›Dear isch so arm, daß d'Mäus in dr Schublad mit verheinate Auga rumloffet‹; ›Dear isch so noate, daß 'm 's dürr Holz auf'm Heard nemma brennt‹; ›Dear isch so nixig dra, daß 'm 's Kraut im Hafa nemme siadet‹; ›Dear haut nix as Läus, und dia send krank‹; ›Dear vermag 's Wasser an d'r Supp net‹ (Schindlmayr, S. 13).Jetzt hat die arme Seele Ruh ⇨ Seele.Es ist nicht wie bei armen Leuten: scherzhafte, ironische Aufforderung an einen Gast, doch beim Essen zuzugreifen. Man will damit andeuten, daß alles reichlich vorhanden ist. Ein schwäbischer Spruch lautet: ›Bei de arme Leut muß ma's Koche lerne und bei de reiche s' Spare‹.• L. DILCHER: Der deutsche Pauperismus und seine Literatur (Diss. Frankfurt/M. 1957); CH. SACHßE und F. TENNSTEDT: Geschichte der Armenfürsorge in Deutschland vom Spätmittelalter bis zum 1. Weltkrieg (Stuttgart 1980); DIES.: Bettler, Gauner und Proleten. Armut und Armenfürsorge in der deutschen Geschichte (Reinbek bei Hamburg 1983); H.-W. NÖRTERSHÄUSER: Artikel: ›Arm und reich‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 789-794; K.D. SIEVERS: Volkskultur und Armut, in: Kieler Blätter zur Volkskunde 21 (1989), S. 5-24.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.