Kirchweih

Kirchweih
Jemanden auf die Kirchweih laden: jemandem seine Mißachtung dadurch bezeugen, daß man ihn mit ›Leck mich am Arsch‹ oder ähnlichen Ausdrücken bedenkt; der Sinn der Redensart besteht also in einer groben Ablehnung. Die verhüllende Metapher dürfte mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. In Ludwig Aurbachers ›Volksbüchlein‹ (1827) lädt eine Bauerntochter in den ›Abenteuern der sieben Schwaben‹ den aufdringlichen Blitzschwaben ›auf die Kirbe‹. Die Redensart ist vornehmlich im süd- und südostdeutschen Sprachbereich zu Hause, in Bayern und der Oberpfalz, in Franken und Schwaben, aber auch im Egerland und in Sachsen; so etwas bairisch ›Du kimm fei in Kirta‹. Im Badischen lautet die ironische Aufforderung ›Kanscht mr uf d'Kirbe kumme!‹. Anstelle einer Beleidigung setzt der Spötter euphemistisch eine Ehrung. Mancherorts ist es dem so Angeredeten erlaubt, die Einladung – besonders wenn sie eindeutig spaßhaft und nicht im Zorn vorgebracht wurde – ernst zu nehmen und sich als Gast auf dem kommenden Kirchweihfest zu betrachten. Jedoch dürfte dieser (z.B. aus Schwaben bekannte) Brauch erst neueren Datums sein, denn er ist offensichtlich eine Schutzmaßnahme gegen das unbedachte ›Kirchweihladen‹, Kirmes, Kerbe, Arsch.
   Er tanzt auf jeder Kirchweih: er ist überall zu finden, Hochzeit.
• A. BIRLINGER: Zum alemannischen und schwäbischen Wortschatz, in: Alemannia 10 (1882), S. 168-216; R. KUBITSCHEK: ›Auf die Kirchweih laden‹, in: Süddeutsche Zeitschrift für Volkskunde. 3 (1930), S. 113-114; ANONYM: ›De laatste kermis van Vlaanderen‹, in: Volkskunde 39 (1934-1935), S. 133.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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