Korn

Korn
Etwas aufs Korn nehmen, Etwas auf dem Korn haben: seine Aufmerksamkeit auf etwas richten, etwas scharf beobachten. Die Redensarten entstammen der Sprache der Jäger oder Schützen, die mit Hilfe von Kimme (Visier) und Korn, die auf dem Gewehrlauf befestigt sind, ihre Waffe genau auf das gewünschte Ziel ausrichten können. Wenn man mit einem Blick über die Kimme hinweg feststellt, daß sich das Ziel mit dem Korn exakt deckt, das Ziel ›aufs Korn genommen ist‹, dann kann man annehmen, daß der Schuß trifft. Ähnliche Redensarten sind niederdeutsch und mitteldeutsch ›etwas auf dem Kieker (= im Visier) haben‹, oberdeutsch ›etwas auf die Muck (= Mücke, Visier) nehmen‹, z.B. bei Hermann Kurz in seinem Roman ›Der Sonnenwirt‹ (1854, S. 18): »Habt ihr mich auf der Muck? Wollt ihr mich ins Gerede bringen?« Alle diese Redensarten können erst in einer Zeit entstanden sein, in der Schußwaffen schon in Gebrauch waren, sie gehen also höchstens bis ins 15. Jahrhundert zurück. später wurden sie dann auch auf Menschen bezogen und in ihrer Bedeutung erweitert: Jemanden auf dem Korn haben, Jemanden aufs Korn nehmen: sich seine Vergeltung gegen einen mißliebigen Menschen vorbehalten, jemanden nicht leiden können, einen Angriff planen.
   Von altem Schrot und Korn Schrot.
   Korn im Sinne von Getreide begegnet in zahlreichen Redensarten, die sich meist von selbst erklären, wie z.B. Das ist so gut wie Korn auf dem Boden: das ist wie bares Geld; Das Korn essen, ehe es gesät ist: den Lohn verzehren, bevor die Arbeit gemacht ist, auf zukünftigen Gewinn hin Schulden machen; Das ist Korn auf seine Mühle ( Wasser); Er mißt alles Korn mit seinem Scheffel: er beurteilt andere Leute nur nach sich; Sein Korn grün essen: ein schlechter Hauswirt sein, keine Vorräte mehr besitzen; Sein Korn ist reif: sein Verdienst ist gewiß, sein Einkommen ist gesichert, seine Unternehmung steht vor dem günstigen Abschluß. Die im Volkslied häufige metaphorische Umschreibung der sexuellen Beziehung als ›Korn schneiden‹ wird redensartlich auch noch zum ›Korn dreschen‹ abgewandelt. Die Wendung Er drischt Korn in fremder Scheune meint daher: er verletzt die eheliche Treue, er begeht Ehebruch ›er geht fremd‹. Vgl. niederländisch ›Hij dorscht koren in eens anders schuur‹. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, ›dat is'n anner Köarn‹ (und der Spaßvogel ergänzt: ›sä de Müller, un do beet he in'n Museköarn‹)«: das ist was anderes ...
• H. RAUSCH: ›Aufs Korn nehmen‹, in: Sprachfreund 4, No. 3 (1955), S. 4; L. RÖHRICH: Gebärde – Metapher – Parodie (Düsseldorf 1967), S. 65; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 320; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, III (Bonn – Bad Godesberg 1978), S. 890ff.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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