Pan

Pan
Es (jetzt) ist die Stunde des (großen) Pan: es herrscht lautlose Mittagsstille. Diese poetische Umschreibung, die literarisch und umgangssprachlich bezeugt ist, beruht auf der antiken Vorstellung von einem arkadischen Gott der Hirten und Beschützer der Herden. Er durchstreift am Tage mit den Nymphen Berg und Tal, pflegt jedoch in der ihm heiligen Mittagsstunde zu schlafen. Diese Zeit, die ›Stunde des Pan‹, in der auch Mensch und Tier ruhen sollen, darf durch keine Geräusche mutwillig gestört werden, deshalb kann die Wendung außer der bloßen Feststellung auch eine Mahnung enthalten, die Mittagsruhe zu achten.
   Der große Pan ist tot: ein bedeutender Mensch ist gestorben, ein großer Geist hat die Erde verlassen. Heinrich Heine gebraucht die Wendung in diesem heutigen Sinne 1840 literarisch in seiner Schrift ›Über Ludwig Börne‹. Das sprachliche Bild ist jedoch viel älter. Es steht mit dem antiken Bericht vom Tod des Gottes Pan in Zusammenhang, den Plutarch (gest. um 120 n. Chr.) überliefert hat. Mit ihm stimmen auch die späteren Sagen von der Todesbotschaft eines übernatürlichen Wesens überein, von denen es zahlreiche Varianten in Deutschland, England und Skandinavien gibt: Ein Wanderer hört unterwegs eine Todesnachricht, und es wird ihm von einem Unsichtbaren aufgetragen, diese Botschaft an jemanden weiterzugeben, dessen Namen er aber noch nie gehört hat. Als er ratlos zu Hause davon erzählt, beginnt plötzlich eine Magd um den Verlust ihres Verwandten zu klagen und eilt für immer davon. Erst dadurch wird offenbar, daß sie ebenfalls elbischen Charakter besessen hat. Die Wendung ist bereits 1581 in Johann Fischarts ›Dämonomania‹ (51) bezeugt: »solt er zu wissen thun, das der Grose Pan gestorben sei ... darum deiten den Pan vil auff Christum« (157). Auch in diesem Beleg bei Fischart ist noch der ursprünglich wichtige Zug erhalten, daß ein unsichtbares Naturwesen einem Menschen aufträgt, die Todesbotschaft zu überbringen, obwohl hier schon eine Umdeutung ins Christliche anklingt. Christoph Martin Wieland hat in seinem ›Oberon‹ (2,18) die beiden antiken Vorstellungen von der Stunde und dem Tod des großen Pan vermischt, denn er schreibt: »Es ist so stille hier, als sei der große Pan gestorben«.
   Eine Zeitschrift der Jahrhundertwende, deren bedeutendster Redakteur Richard Dehmel war, hieß ›Pan‹. Das Titelblatt entwarf Franz Stuck.
• G.A. GERHARD: Der Tod des großen Pan (1915); A. TAYLOR: Northern Parallels to the Death of Pan (Washington 1922); INGER M. BOBERG: Sägnet om de Store Pans Dod (Diss. Kopenhagen 1934); H. SCHULZ und O. BASLER: Deutsches Fremdwörterbuch II (Berlin 1942), S. 298f.; R. HERBIG: Pan, der griechische Bocksgott (1949); D. GRAU: Das Mittagsgespenst (Quellen und Studien zur Volkskunde 9) Siegburg 1966; P. MERIVALE: Pan the Goat- God; his Myth in modern times (Cambridge [Mass.] 1969); L. RÖHRICH: Sage (Stuttgart 2. Auflage 1971), S. 43.
Pan. Pan mit Bock, Figuren im Park des Nymphenburger Schlosses (Herder-Bildarchiv).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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