Pech

Pech
Pech haben: Unglück haben. Die Wendung stammt von der Vogelstellerei: Der an der Leimrute klebende Vogel hat Pech (an den Federn) und geht daran zugrunde ( Leim). In einer Handschrift aus dem Jahre 1479 schreibt ein vom Unglück verfolgter schlesischer Edelmann: »Ich bin so weit in das pech gesaczt, das ichsz nyme achte«. Auch Mäuse müssen früher mit Pech gefangen worden sein; vgl. 1541 Sebastian Franck: »Die maus hat das bech, der vogel den leim versucht. Die maus weiß nit was bech, noch der Vogel was leim ist, bis sies versuchen, etwa drob gefangen werden und schwerlich davon kommen«. Die Wendung ist besonders durch die Studentensprache weiterverbreitet worden, wo sie seit 1795 nachweisbar ist. Vgl. französisch ›avoir de la déveine‹ oder: ›... de la malchance‹.
   Doch hat man, freilich mit geringer Wahrscheinlichkeit, zur Erklärung auch an andere Redensarten gedacht, z.B. Pech an den Hosen haben: sich nicht entschließen können, aufzustehen und zu gehen, was bereits im 17. Jahrhundert geläufig ist; daraus könnte ›Pech haben‹ gekürzt sein. Oberdeutsch ›Pech kaufen‹ (auch ›Pech geben‹), fliehen, erinnert an ›Fersengeld geben‹. An die Herkunft vom Vogelfang klingt auch der Ausdruck ›Pechvogel‹, vom Unglück verfolgter Mensch, an, der gleichfalls zufrühst in studentischen Kreisen bezeugt ist.
   Die Vorstellung der Hölle wird immer mit Pech, Schwefel und Feuer in Verbindung gebracht. Pech ist das Böse, Schwarze. Im Märchen fällt Pech von den Bäumen auf den Bösen herab; der ›Pechvogel‹ heißt hier ›Vogel Kleban‹. Vgl. auch die faule ›Pechmarie‹ in Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 24 (›Frau Holle‹).
   Pech und Schwefel (eigentlich ›Feuer und Schwefel‹) ist in dieser Verbindung geläufig aus Gen 19,24: »Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra ...«
   Sir 13,1 steht: »Wer Pech angreift, besudelt sich«. Das Sprichwort läßt verschiedene Deutungsmöglichkeiten zu: einmal kann es heißen, daß der Umgang mit schlechten Menschen schädlich ist, dann trifft es zu, wenn sich jemand durch Beteiligung an Verbrechen selbst strafbar macht und drittens kann es auf Menschen bezogen sein, die gerne von schmutzigen, gemeinen Dingen erzählen und so Rückschlüsse auf ihr Wesen zulassen (Fr. Seiler; Deutsche Sprichwörterkunde, S. 309).
   Im Volksglauben ist das ›Pechmännlein‹ der Sandmann, der den Kindern Sand in die Augen streut und sie gut schlafen läßt. Bis in die Pechhütte sitzen ist wohl eine Entstellung aus ›Pechhitze‹; in der Umgebung von Braunschweig sagt man zu heißem Sommerwetter ›Pechhitze‹, aschgrau.
   Pechsträhne Scheiße, Pechvogel Rabe. Von einem Dieb heißt es, er habe Pech an den Fingern.
• O. SCHUTTE: Bis in die Pechhütte, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 14 (1900), S. 730; WEBINGER: Artikel ›Pech‹, in: Handbuch des Aberglaubens VI, Spalte 1466-1468; W. LEHTLEMANN: Standessprache und Gemeinschaftssprache, in: Deutschunterricht Jahrgang 15, Heft 1. Februar 1963, S. 51ff.; L. RÖHRICH UND G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 316f.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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