- Rasmus
- ›Den hett Rasmus fatt‹ (= den hat Rasmus gefaßt) heißt es in der Seemannssprache, wenn ein Matrose vom Wellengang erfaßt und über Bord geworfen wird; ebenso: ›Rasmus hett nix mihr to fräten‹ oder ›Rasmus will sick hüt mal ornlich upspeelen‹. ›Wohr di, Rasmus kommt!‹ ist ein Warnruf bei schwerem Seegang. Rasmus stellt die stürmische, tobende See dar, die mit gierigen Armen nach dem Menschen faßt. Eigentlich ist damit der heilige Erasmus gemeint. Er ist einer der 14 Nothelfer und besonders auch Schutzpatron der Seeleute. Den Namen dieses Schutzpatrons übertrugen sie nun auf ihren grimmigsten Feind, vor dem er sie schützen sollte. Es ist also ein magischer Name apotropäischer Natur; spricht man ihn aus, so ruft man damit zugleich den Heiligen zu Hilfe. Die Rasmus Personifikation ist bis in den hochdeutschen Reporterstil eingedrungen: »Ab und zu gab es auch hier wieder kleine Unterbrechungen, indem Rasmus mit frechem Gesicht über die Reeling glotzte und mit Donnergepolter auf Deck heruntertapste« (›Hamburger Correspondent‹, 22. Jan. 1910).• W. STAMMLER: Seemanns Brauch und Glaube, in: Deutsche Philologie im Aufriß (1956), Spalte 1875f.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.