- rot
- Einen Tag im Kalender rot anstreichen: ihn besonders hervorheben, ihn (als einen Freudentag) besonders gut im Gedächtnis bewahren; nach dem seit jeher üblichen Brauch, die Sonn- und Festtage im Kalender mit roter Farbe zu drucken. Daher auch der alte sprichwörtliche Vers:Dem Glauben ist man bald geneigt,Der viel Rot im Kalender zeigt.In Frankreich: ›marquer en rouge un jour au calendrier‹.Den roten Faden verlieren ⇨ Faden.Rot (vor allem das ›Rotwerden‹) wird in der volkstümlichen Umgangssprache und in den Mundarten mit zahlreichen sprichwörtlichen Vergleichen erläutert: ›Bis hinter die Ohren rot werden‹; französisch ›rougir jusqu'aux oreilles‹; ›Rot wie eine Rose‹; ›Feuerrot werden‹; ›So rot wie glühend Eisen‹; ›Er wird rot wie ein Zinshahn‹; schlesisch ›er wird su rut wie enne tudte Lêche‹; ›Rot wie ein gestochener Bock‹; ›Rot wie Zunder‹; ›Wie ein Puter‹: ›Er wird so rot wie ein gesottener Krebs‹; ›Rot wie ein gefüllter Schröpfkopf‹.Rot als Farbe des Blutes ist auch die Farbe der Liebe, des Feuers und der Sonne. Außerdem wird dem weiblichen Geschlecht die rote Farbe zugeordnet, während das männliche mit blau gekennzeichnet wird.Nur noch rot sehen: sehr wütend werden; vgl. französisch ›voir tout rouge‹. Die rote Farbe ist die häufigste Reizfarbe im Tierreich und oft Zornauslöser. So nimmt man auch an, der Stier in der Arena werde erst richtig wütend, sobald er das rote Tuch sieht; jedoch reagiert dieser nur auf die Bewegung des Tuches, da er farbenblind ist. Trotzdem hat diese Redensart ihren Ursprung im Stierkampf.Das rote Tuch für jemanden sein ⇨ Tuch. Vgl. auch die sprichwörtlich-ironische Gästebucheintragung:Was für den Stier das rote Tuch,ist für den Gast das Gästebuch!Einer Sache (jemandem) rotes Licht geben: etwas verhindern, die Handlungsfreiheit einschränken.Den Rotstift ansetzen geplante Ausgaben einsparen, streichen. Der Rotstift ist der Korrekturstift, vor allem in der Schule. Wird eine Stelle oder ähnliches wegen Sparmaßnahmen gestrichen, so sagt man: Sie ist dem Rotstift zum Opfer gefallen.• E. WUNDERLICH: Die Bedeutung der roten Farbe im Kultus der Griechen und Römer (Gießen 1925); W. WIDMER: Volkstümliche Ver-gleiche im Französischen nach dem Typus: »Rouge comme un coq« Diss. (Basel 1929); H. MEYER: Rot, in: Zeitschrift derSavigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (germanistische Abteilung) 50 (1930); O. LAUFFER: Farbsymbolik im deutschen Volksbrauch (Hamburg 1948); H. FISCHER: Rot und weiß als Fahnenfarben, in: Antaios 4 (1962), S. 136-153; L. SCHMIDT: Rot und Blau; Zur Symbolik eines Farbenpaares, in: Antaios 4 (1962), S. 168-177; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie ... I, S. 417-421.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.