Scheideweg

An einem Scheideweg stehen: sich an einem Punkt befinden, wo sich mehrere ⇨ Wege scheiden, mehrere Möglichkeiten des Handelns anbieten; auch: vor eineer Wahl oder wichtigen Entscheidung stehen. Die Redensart ist eine Anspielung auf die antike Parabel von ›Herkules am Scheideweg‹. In der Literatur finden sich mehrere Beispiele: so bei Wieland (Werke 9,5):

   Der großen Wahrheit voll,

   daß alles eitel sey

   stellt Fanias der Weise,

   wie Herkules sich auf den

   Scheideweg hin.

Die Metaphorik des Weges hat sich an mancherlei Bildern konkretisiert, etwa in der Verdinglichung des Buchstabens Y, der als Bild einer Wegscheide fungiert, oder auch in der Motivik des schmalen und breiten Weges, des rechten und linken Weges etc. Der Mensch, der sich als Wanderer auf seinem Lebensweg befindet, sieht sich vor die Entscheidung gestellt, die rechte Fortsetzung seines Weges zu erkennen oder überhaupt eine endgültige Wahl des Wegeziels zu treffen.

• E. PANOWSKY: Hercules am Scheidewege u.a. antike Bildstoffe in der neueren Kunst (= Studien d. Bibliothek Warburg, 18), (Leipzig 1930); W. HARMS: Homo Viator in Bivio. Studien zur Bildlichkeit des Weges (München 1970).