- Schindluder
- Schindluder mit jemandem treiben (spielen): ihn grob veralbern, eigentlich: ihn wie ein Aas behandeln, dem die Haut abgezogen wird, wie ein verächtliches, unnützes Wesen. Ein Schindluder war das gefallene Vieh oder todkranke Tier, das zum Schinder kam. ›Luder‹ hieß das Fleisch von gefallenem Vieh, das als Lockspeise für Raubwild verwendet wurde. Vom gierigen Fressen des reichlich ausgelegten Luders entwickelte sich der Begriff ›Schlemmerei‹. Ein ›luderlicher‹ Mensch, ein ›Lüderjahn‹, verluderte (verschwendete) mit Essen und Trinken sein Geld.Schindluder wird als grobes Schimpfwort gebraucht: in Köln in der Wendung ›Su e jemein Schindsluder!‹ Es ist gleichbedeutend mit ›Schindaas‹ (süddeutsch ›Schinnoos‹), das 1691 bei Stieler bezeugt ist, im Ausgang des 18. Jahrhunderts als studentisches Schimpfwort in Halle erscheint und heute in den Mundarten weit verbreitet ist. Aber auch anerkennend und scherzhaft werden ›Schindaas‹ und ›Schindluder‹, oft auch im Deminutiv, verwendet: ›E, gieh du alts Schindluder!‹ beinhaltet die Feststellung, daß es sich um einen Spaßvogel, einen Aufschneider, einen geriebenen Menschen handelt. ›Na, du gutes Schindluderchen?‹ wird als Begrüßung eines Freundes in Obersachsen nicht übelgenommen. Mit dem Ausruf ›Du kleenes Schindluder!‹ erkennt z.B. der Großvater in Sachsen die Klugheit seines Enkelkindes an, am Rhein heißt es schon 1859: ›Du bes e klei Schinnösje‹, ein kluges Bürschchen. So werden diese Ausdrücke auch bei Bürger und H. Heine in Briefen gebraucht: »Warum schreibt denn das kleine Schindluder nicht?«(Bürger, Briefe 1, 128) und »Da bin ich armes Schindluderchen schon wieder marode!«(H. Heine, 3, 25 Elster).Schindluder machen bezeichnet einen Streich, einen Spaß unter Freunden. Wenn aber einem die üble Behandlung zuviel wird, ruft er aus: ›Ich lasse doch nicht Schindluder mit mir spielen!‹ Damit gibt er zu erkennen, daß er die Absichten der anderen durchschaut hat, seine Gutmütigkeit nicht ausnützen und sich nicht alles gefallen lassen will. In Thüringischen sagt man dafür ›Schindleichs spielen‹. Aber auch die Redensart Schindluderei treiben mit jemandem ist allgemein verbreitet. Mit etwas Schindluder spielen: von einem Ding, einer Sache schimpflichen Mißbrauch machen. In übertragener Bedeutung kann man mit seiner Kraft, seiner Gesundheit, mit seinem Leben Schindluder spielen, aber auch mit seinem Gewissen: »Er trieb nicht Schindluder mit Eid und Gewissen« stellte Gotthelf fest (›Erzähl‹. 3, 250).
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.