Schur

Schur
Jemandem etwas zum Schur tun: jemandem Verdruß bereiten, absichtlich ein Ärgernis verursachen, ganz bewußt einen schlimmen Possen spielen; ein häufiger Ausdruck in den Mundarten mit verschiedenen Lautformen (bairisch Schuer, österreichisch Schuar, niederdeutsch Schôr). Schur ist eine ablautende Bildung zu ›scheren‹. Als Femininum hat es meist seine ursprüngliche Bedeutung von schneiden, scheren bewahrt, wie z.B. im Sprichwort ›Nach der Schur ist nicht mehr viel zu scheren‹. Als Masculinum hingegen tritt es in allen mundartlichen Redewendungen mit übertragenem Sinn als Schererei und Plage auf. Vereinzelt begegnet es so schon im Mittelhochdeutschen:
   der wuoterîch sâ vur Augespure fuer,
   mit roube tet er grôzen schuer.
   (Alberus, St. Ulrichs Leben, 813) ›I wer eam schon an Schurr antuan‹ heißt es in Kärnten. Wenn bei einem sehr ungleichen Ehepaar der jüngere Partner auf den Tod des älteren hofft, versucht dieser jenem ›Recht lange zum Schur zu leben‹. Nun zum Schur! dient als Ausruf der eigenen Ermutigung und bedeutet: Nun erst recht!
In Sachsen hört man oft die Feststellung: ›Das macht er mir (direkt) zum Schure‹, womit der Verärgerte oder Beleidigte ausdrücken will, daß er die böse Absicht des anderen durchschaut hat. Aber man kann auch versichern, daß man keinen Verdruß oder Verlust verspürt: ›Das ist mir kein Schur‹.
   In der Schriftsprache ist Schererei geläufiger als Schur. Anzengruber gibt deshalb in einer Anmerkung dafür eine Erklärung, als er das Wort gebraucht: ›Viel Schur hab' ich dir anthan‹;. Der norddeutsche Ausspruch ›Lat die ins erst so mennig Schûr af de Kopp gahn, as ik dan hebb‹ verwendet das Wort Schur so, daß es zweideutig erscheint: es kann die lange Zeit und Erfahrung des Menschen meinen, aber auch die Plagen und Scherereien, die er bisher aushalten mußte. Die Redensart heißt also: überwinde du erst einmal so viele Schwierigkeiten.
   Die Schur haben: Dienst haben. In Schwaben ist diese volksetymologische Entstellung aus dem französischen ›du jour‹ bekannt, z.B. ›der Offizier von der Schur sein‹
• E. DAMKÖHLER: Jemandem etwas zum Schure thun, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 12 (1898), S. 658-661; G. KRAUSE: Jemandem etwas zum Schure thun, in: Zeitschrift für dt. U. 13 (1899), S. 63-64; D. KUMMEROW: Nochmals ›jemandem etwas zum Schure thun‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 13
(1899), S. 67-68.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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